17.01.2016 , 08:54:00 Uhr - Information - handball-world / JaS

"Das Spiel lässt hoffen" - DHB-Team verliert zum EM-Auftakt gegen Favorit Spanien

Nach sechzig Minuten stand es 32:29 (18:15) für Spanien. Ohne Rafal Baena (Rhein-Neckar Löwen), aber mit Victor Tomás erzielten die Iberer vor allem mehr Tore nach Ballgewinnen als die deutsche Sieben, die im schnellen Spiel nach vorne weiterhin Aufholbedarf hat. Entscheidend für den späteren Sieg des Weltmeisters von 2013 war die Phase zwischen der 12. und der 25. Spielminute, in der das Team von Manuel Cadenas aus einem 7:9-Rückstand einen 18:11-Vorsprung entwickelte. Das deutsche Team leistete sich in dieser Phase Abspielfehler, kämpfte sich aber zurück - nach vier deutschen Treffern in Serie hieß es zur Pause 18:15 für die Spanier, die im zweiten Abschnitt auf Jorge Maqueda verzichten mussten, der nach einem Kopftreffer bei einem direkten Freiwurf mit der Pausensirene disqualifiziert wurde. Deutschland war bis zum 28:26 im Spiel - für die Überraschung reichte es aber nicht. 

Die ersten fünf Tore waren schnell geworfen, nach drei Minuten erzielte Christian Dissinger den Treffer zum 2:3. Danach nutzte die deutsche Mannschaft die erste Parade von Carsten Lichtlein zur schnellen Mitte und Hendrik Pekeler netzte ein. Beim 3:5 gelang, Christian Dissinger, auch Rune Dahmke seinen ersten EM-Treffer. Zwar musste auch das deutsche Team, wie der Gegner, einige einfache Gegentreffer hinnehmen, die Spanier wirkten jedoch in ihren Aktionen in dieser frühen Phase des Duells teils überhastet. Manuel Cadenas legte daher schon nach fünf Minuten die Grüne Karte und zitierte seine Spieler zur Seitenlinie. Im dritten Versuch traf dann Victor Tomás erstmals. 

Das DHB-Team hätte zu diesem Zeitpunkt deutlicher führen können als mit 5:6. Unter der Regie von Steffen Fäth hatte die Sigurdsson-Sieben mehrmals den Ball an den Kreis spielen wollen und war mit Gegenstößen bestraft worden. Nach der Unterbrechung brachten die Spanier ihre physische Präsenz noch besser zur Geltung. Rhein-Neckar Löwe Gedeon Guardiola sorgte beim 7:6 nach zehn Minuten für die erste Führung. Im Abschluss überzeugte die DHB-Auswahl jedoch weiterhin und konnte mit einem Treffer von Pekeler das Spiel beim 7:9 kurzzeitig wieder an sich reißen. Die Spanier nutzten weiterhin ihre Maschroute und räumten auch beim 9:9 für Rechtsaußen Victor Tomás ab. 

In der immens temporeichen Partie konnten sich die Spanier nun deutlich absetzen. Viran Morros und Gedeon Guardiola überzeugten im Mittelblock und sorgten für weitere Ballgewinne. Mit einem 6:1-Lauf setzten sie sich binnen sechs Minuten auf 13:10 ab. Dagur Sigurdsson legte die Auszeit. Nach dem nächsten Gegentreffer schickte der Isländer Martin Strobel für Christian Dissinger aufs Feld. Im Tor kam Andreas Wolff für Carsten Lichtlein, der abgesehen von einer Siebenmeter-Parade blass geblieben war. Die deutsche Mannschaft hatte vielversprechend begonnen, konnte sich aber nach dem Timeout nicht stabilisieren. Das Timing fehlte. Das 17:11 nach 22 Spielminuten sprach für sich. 

Die Sigurdsson-Sieben erhielt den Glauben zurück: Erik Schmidt erkämpfte dreieinhalb Minuten vor der Pause einen Strafwurf und setzte damit ein wichtiges Signal. Tobias Reichmann netzte zum 18:13. Hinten pushten sich die Spieler in der Deckung. In Überzahl verkürzte Steffen Weinhold auf vier, allerdings ging der Ball nach der folgenden Wolff-Parade verloren und Finn Lemke wurde mit einer Zeitstrafe belegt. Die Kulisse mit hörbar und sichtbar vielen deutschen Fans trug das Team dennoch zu einer weiteren Ergebnisverkürzung. Steffen Weinhold nutzte kurzerhand eine Lücke zum 18:15. Es gab noch einen Freiwurf für Spanien. Jorge Maquedas trat an und traf Steffen Weinhold am Kopf. 

Die Spanier mussten nach der folgerichtigen Roten Karte im weiteren Verlauf auf den dreifachen Torschützen Maqueda verzichten. Zudem saßen ihr Spiritus rector Raul Entrerrios und Eduardo Gurbindo nach Zeitstrafen auf der Bank. Das deutsche Team war trotz acht Ballverlusten wieder im Spiel hatte die Chance auf zwei Tore aufzuschließen. Steffen Weinhold ließ sich nichts anmerken und war zurück auf dem Feld, Tobias Reichmann verpasste hingegen im Sechs-gegen-Drei den Treffer zum 18:16. Antonio Garcia durfte trotz eines klaren Stürmerfouls zum 19:15 einnetzen. Die große körperliche Härte blieb dem Duell offenbar auch im zweiten Durchgang erhalten. 

Arpad Sterbik schien im weiteren Verlauf ein wichtiger Faktor für die Spanier zu werden, die klar bessere Ordnung im schnellen Umschaltspielt darüber hinaus ihr Trumpf zu bleiben. Die teils überragenden Leistungen von Andreas Wolff blieben somit nach 38 Minuten beim Stand von 21:18 unbelohnt. Kurz darauf wurde der Kieler Joan Canellas auf spanischer Seite erstmals eingewechselt, ebenso wie nun der Berliner Fuchs Fabian Wiede ins Spiel eingriff. Beide Teams hatten noch personelle Optionen. Spanien schien sich indes darauf zurückzuziehen, das Spiel zu verschleppen und wurde bei Pieczkowskis 23:20-Konter nach 42 Minuten erstmals für ihre Spielweise bestraft. 

Die Spieler von Dagur Sigurdsson fanden nun auch gegen offensive Abwehrformationen gute Lösungen. Steffen Fäth und Christian Dissinger spielten ihre Stärken aus. Die Abwehr zeigte indes weiterhin Schwächen, Joan Canellas antwortete in Freiwurf-Manier auf Erik Schmidts 27:25-Treffer. Nach 52 Minuten ergab sich dennoch die Chance zum 28:27, die Pieczkowski an Sterbik liegen ließ. Die Spanier setzten kaum noch Impulse, konnten aber offenbar die Linie der Unparteiischen besser lesen. In Überzahl setzte Victor Tomás nach 55 Minuten das 30:26. Dann hieß es noch einmal Sechs gegen Vier für Deutschland, mehr als das 31:28 sprang dabei nicht heraus. Spanien siegte mit 32:29. 

Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning zeigte sich nach der Partie "grundsätzlich zufrieden". Der DHB-Vizepräsident weiter: "Den Vorsprung Mitte der ersten Halbzeit haben wir zu schnell hergegeben. Spanien hat unsere Fehler konsequent bestraft. Dennoch lässt das Spiel hoffen, dass es positiv weiter geht". Beim 18:11 lag Deutschland zwischendurch schon deutlich zurück. "In dieser Phase haben wir als Mannschaft es nicht perfekt gelöst bekommen, aber wir sind auch als Mannschaft wieder zurückgekommen und haben es gelöst", lobte Hanning das DHB-Team. "Spanien war einen Tick cleverer, und das Ergebnis sagt genau das auch aus. Positiv war, wie wir wieder in die Partie gekommen sind", gab Hanning gleichzeitig das Ziel für die beiden nächsten Vorrundenspiele aus. "Zweimal gewinnen und wir sind weiter!" 

Torschützen Deutschland:
Dissinger (6), Reichmann (5), Fäth (4), Schmidt (4), Weinhold (3), Pekeler (2), Pieczkowski (2), Wiede (1), Dahmke (1), Sellin (1)

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