16.11.2015 , 12:30:00 Uhr - Information - JaS

"Die Halle kann zum Hexenkessel werden" - Ex-Handballer Rainer Höft im Interview

In der Großen Halle des Sportforums Berlin wird heute regelmäßig Volleyball gespielt. Darüber hinaus fanden dort immer wieder Leichtathletik- oder Judo-Wettkämpfe statt. Und am kommenden Samstag kehrt der Handball zurück in die Halle am Weißenseer Weg. Die Füchse Berlin empfangen zum Start in die EHF-Cup-Saison Chambéry Savoie HB. Die Handball-Vergangenheit der Halle liegt schon etwas länger zurück. Bis 1989 hat der SC Dynamo Berlin dort seine Heimspiele in der DDR-Oberliga und die Europapokal-Partien ausgetragen. Im Kader des SC Dynamo war damals Rainer Höft. Er hat mit der DDR-Nationalmannschaft 1980 die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Moskau gewonnen. Wir haben mit ihm gesprochen.

Herr Höft, spielen Sie noch Handball?
 
Rainer Höft: Nein, ich spiele nicht mehr. Mein letztes Spiel war bei dem Turnier in New York zum Jahreswechsel 2013/14. Da haben unter anderem Teams der USA gespielt und eine Weltauswahl von Olympiasiegern.

Wenn Sie an die Spiele in der sogenannten Dynamo-Halle denken – wie war es, dort zu spielen?
 
Höft: Vielleicht ist der beste Begriff „mein Wohnzimmer“. Ich bin echter Berliner, bin hier geboren und aufgewachsen. Ich hab damals das normale Programm durchgemacht, wie der Füchse-Nachwuchs jetzt auch. Ich war auf der Sportschule, wir haben in der Trainingshalle neben der Eishalle trainiert – und die Große Halle war eben unsere Spielhalle. Insgesamt hab ich dort 250 bis 300 Punktespiele absolviert. 

Was war der größte Erfolg für Sie in der Halle?
 
Höft: Naja, wir waren ja mit Dynamo nicht so erfolgreich. Aber wir haben mal den SC Magdeburg in der Halle geschlagen. Und wir haben ein Länderspiel gegen Rumänien mit 19:16 gewonnen, da hab ich selber 4 Tore gemacht. Aber ein Highlight war immer das Neujahrsturnier, ein internationales Clubturnier, das konnten wir ein paar Mal gewinnen und ich durfte als Kapitän den Pokal hochhalten. 

Wie viele Zuschauer waren damals im Schnitt da?
 
Höft: Ich würde sagen 1000-1500. Bei größeren Spielen war die Halle auch mal ausverkauft, und beim Neujahrsturnier war immer ausverkauft.

Die Halle ist deutlich kleiner als die Max-Schmeling-Halle, in der die Füchse sonst spielen – wird sie dadurch erst recht zum Hexenkessel?
 
Höft: Die kann schon zum Hexenkessel werden, auf jeden Fall. Wir haben mal im Europapokal der Landesmeister gegen eine jugoslawische Mannschaft gespielt, da haben wir das Hinspiel auswärts mit 7 Toren verloren. Im Rückspiel Zuhause haben wir dann 8 Tore aufgeholt. Da hat die Halle natürlich gebrodelt. Man kann also sagen, das hat schon gute Tradition im Europapokal. Also ich bin sicher, dass die Füchse-Fans die Halle zur Heimhalle machen werden.

Wir mussten ja ausweichen, weil die Max-Schmeling-Halle dieses Wochenende belegt ist – haben Sie sich gefreut, als Sie davon gehört haben, dass wir in „Ihrem Wohnzimmer“ spielen?
 
Höft: Ehrlich gesagt war ich eher traurig. Jetzt spielt ihr schon in meinem Wohnzimmer und ich bin nicht da. Aber ich hoffe, dass das für die Füchse ein gutes Omen ist. Und der Urlaub in Kapstadt war eben schon lange geplant. Aber ich werde mir per WhatsApp von meinen Freunden in der Halle den Spielstand durchgeben lassen. Mit dem Herzen bin ich dabei.

In der Halle wurde ja schon lange nicht mehr Handball gespielt. 
 
Höft: Schon sehr lange nicht mehr. Volleyball wird ja immer noch dort gespielt, Judo oder auch mal größere Veranstaltungen wie Leichtathletik fanden dort immer wieder statt. Das war traditionell eine gute Handball-Halle und es war nicht einfach für andere Mannschaften, in Berlin zu gewinnen. Die Halle hat Handball verdient. Schön, dass der Sport in die Halle zurückkehrt, der einzige Makel ist, dass ich nicht dabei bin. (lacht)

Was ist das Besondere an der Halle? Der Ost-Charme?
 
Höft: Das ist schon wirklich eine besondere Halle, die hat irgendwas. Wir müssen ja nicht alles schlecht reden aus der ehemaligen DDR. Der Sport hat damals ja eine große Rolle gespielt. Diese riesige Anzeigetafel zum Beispiel, das hat schon was. Wir haben dort mal mit der alten Olympiaauswahl gegen die 78er Weltmeister gespielt. Das war auch toll, das ist eine schöne Erinnerung. 

Für die Füchse ist es auch ein besonderes Spiel – der Start in die Mission Titelverteidigung. Was trauen Sie den Füchsen diese Saison zu?
 
Höft: Ich gehe da mit gemischten Gefühlen ran. Ich denke, dass die Füchse international die Mission Titelverteidigung schon erfolgreich durchziehen können. In der Liga dagegen kennen sich die Mannschaften natürlich viel besser als im internationalen Vergleich und da denke ich, dass die Durchschlagskraft im Angriff noch nicht 60 Minuten das allerhöchste Niveau erreichen kann. Die Deckung ist ein gutes Fundament, aber es wird eine schwere Saison. Zumal ja teilweise alle drei Tage Spiele stattfinden, das ist schon ein hartes Brot.
 
Gibt es zum Abschluss noch ein schönes Erlebnis in der Halle, das Ihnen spontan einfällt?
 
Höft: Eins meiner letzten Spiele im Punktspielbereich in der Halle war damals gegen die Reinickendorfer Füchse, die grade aus der Bezirksliga aufgestiegen waren. Sie hatten zu dem Zeitpunkt noch keinen einzigen Minuspunkt, als sie bei uns angetreten sind. Ich hab gesagt, bei uns gewinnen die nicht. Und dann haben wir unentschieden gespielt und sie haben bei uns den ersten Minuspunkt bekommen. Hoffen wir mal, dass die Füchse das jetzt in der Halle besser machen. Aber damals war es ja ein Auswärtsspiel für die Füchse. Jetzt sind sie die Heimmannschaft, da kann man ja nicht verlieren. 

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