19.07.2012 , 12:00:00 Uhr - Information - rom

Füchse-Spieler trumpfen bei der U18-Europameisterschaft groß auf

Die deutsche Jugend-Nationalmannschaft steht im Halbfinale der U18-Europameisterschaft. Im zweiten Hauptrundenspiel gab es in Hard den entscheidenden Sieg gegen Gastgeber Österreich. Nach einem 13:15-Rückstand zur Halbzeit drehte das Team von Trainer Klaus-Dieter Petersen nach der Pause mächtig auf und siegte deutlich mit 34:24. Mit dabei auch Paul Drux und Jaron Siewert von den Füchsen Berlin, während ihre Berliner Teamkollegen beim Trainingslager auf Mallorca schwitzen.

Nach dem Spiel bildete die Mannschaft den obligatorischen Kreis, bejubelte den Sieg und dankte den zahlreichen Fans unter den rund 600 Zuschauern. Es war das übliche Prozedere nach einem Sieg, aber das 34:24 gegen Gastgeber Österreich hatte mehr zu bedeuten. Zum Einen wurde damit der Halbfinaleinzug klar gemacht, zum Anderen sah es kurz vor der Pause gar nicht danach aus. Mit 12:15 lag die deutsche Jugend-Nationalmannschaft bereits zurück, konnte gerade noch vor der Pause das 13:15 markieren.

Nach der Pause war dann alles anders, rund zehn Minuten ohne Gegentreffer enteilte das Team von Trainer Klaus-Dieter Petersen bis zur Mitte des zweiten Durchgangs auf 21:16. "Ich hatte dem Team eigentlich nur gesagt, dass wir unseren roten Faden weiterspielen", hatte Petersen trotz des Rückstandes keine Überraschungen parat, "wir mussten das Tempo hochhalten, dann würden wir uns durchsetzen, über 60 Minuten haben wir die größere Bank." Es steckt mehr dahinter, denn es ist die Strategie von Petersen in diesem Turnier in den österreichischen Grenzstädten Bregenz und Hard. Vom ersten Spiel an setzt Petersen auf die Breite des Kaders, gibt allen Spielern Einsatzzeiten.

"Die Stärke ist, dass sich die Mannschaft versteht und wir gemeinsame Ziele hat", was sich aus Petersens Mund so einfach anhört, ist keine Selbstverständlichkeit. Nur eine gute Woche konnte sich die gesamte Mannschaft vor dem Turnier gemeinsam vorbereiten. Zwar gab es zuvor schon eine Maßnahme, da fehlten aber noch die Spieler der Endspiele um die Deutsche Meisterschaft. So auch der Berliner Paul Drux, der erst auf fünf Länderspiele kommt, allesamt bei dieser Europameisterschaft. Im ersten Hauptrundenspiel gegen Weißrussland markierte er am Dienstag sensationelle zehn Treffer und war damit "Man of the Match".

"Paul zeigt eine starke Leistung, dafür dass das hier beim Turnier seine ersten fünf Länderspiele sind", ist Trainer Petersen voll des Lobes für seinen Schützling, "man sieht welches Potenzial er hat und er rechtfertigt seine Nominierung." Doch nicht nur mit Paul Drux ist der Bundestrainer zufrieden, auch von Jaron Siewert ist Petersen begeistert. Ihn kennt er bereits länger, war er doch bereits vor einem Jahr im Kader für die Weltmeisterschaft in der Türkei. "Jaron hat zwei Superspiele hier gezeigt, in denen er das Heft in der Hand hatte und gut geführt hat", erklärt Petersen. Dabei profitieren beide Berliner von den vielen Wechseln ihres Trainers, bekommen sowohl Einsatzzeiten als auch Ruhepausen.

Dass Drux nach mittlerweile fünf Spielen der einzige Feldspieler ist, der im deutschen Team diese Ehrung erhielt, ist ein Indiz für eine weitere Stärke des deutschen Teams. Die Torhüter Jonas Maier (SG Kronau-Östringen) und Christopher Rudeck (SG Flensburg-Handewitt) zeigen bislang ein sensationelles Turnier. Nachdem es am Mittwoch für Rudeck bis zur Pause nicht so perfekt lief, kam Maier im zweiten Durchgang und nagelte hinter einer stabilen Abwehr die Kiste zu. "Es ist bezeichnend, dass Simon Ernst heute für mich der stärkste Spieler war", lobte Petersen trotz der Ehrung für Maier allerdings einen anderen Akteur, "vier Spiele musste er warten, bis er heute seine Chance bekam und die hat er genutzt."

Die mentale Vorbereitung auf das Turnier war dann auch für Petersen ein wichtiger Meilenstein. Im Klettergarten gab es eine Teambuildingmaßnahme, die Jaron Siewert erläutert. "Zum Abschluss gab es eine Himmelsleiter, bei der die Stufen immer weiter auseinanderlagen", erklärt der Berliner, "die mussten wir in Dreierteams meistern". Bezeichnend, dass diese Himmelsleiter sieben Stufen hat, genau so viele Spiele wird das Team am Ende bestritten haben. "Wir haben heute die fünfte Stufe erreicht, jetzt wollen wir auch die sechste und siebte Stufe erklimmen", symbolisiert Petersen die nächsten beiden Spiele. Am Freitag geht es im Halbfinale gegen Spanien, am Sonntag steht dann im besten Fall das Finale an. Dann könnte es erneut gegen Schweden gehen, gegen die Skandinavier gab es bislang die einzige Niederlage. Zumindest im Klettergarten wurden alle sieben Stufen erfolgreich gemeistert.

Und sollte am Sonntag am Ende mit dem Europameistertitel der große Wurf gelingen, dann gibt es noch eine ganz besondere Belohnung. Beim Stadtbummel in Lindau am vergangenen Samstag entdeckte die Mannschaft eine große, geschnitzte Holzfigur, die sie an "Bruder Tuck" aus Robin Hood erinnerte. Mit dem Verkäufer einigten sie sich darauf, dass sie bei einem Titelgewinn die Figur am Montag abholen dürften. "Zur Not tauschen wir auch den Pokal ein", meint Petersen dazu mit einem Schmunzeln.

Damit es soweit kommt, muss Petersen auch in den kommenden Spielen ein wenig taktisch eingreifen. Ganz darauf verzichtet, wie er es nach dem Sieg über Österreich darstellte, hat er dann doch nicht. "Wir sollten mehr Fouls in der Abwehr machen und den Kreis besser abschirmen", gewährt dann Paul Drux doch noch den Blick hinter die Kulissen zur Halbzeitansprache, "im Angriff sollten wir den Ball im Rückraum halten und Druck machen." Funktioniert hat es auf jeden Fall und damit kann am Freitag gegen Spanien die 6. Stufe der Himmelsleiter erklommen werden.

Gerade für die beiden Berliner Paul Drux und Jaron Siewert hat die erfolgreiche Europameisterschaft noch eine zweite Bedeutung. Seit Montag sind ihre Berliner Teamkollegen im Trainingslager auf Mallorca. Dass es zum Training auf die Mittelmeerinsel ging, ist auch eine Belohnung für den Deutschen Meistertitel im Juni. "Heute hatten wir auch 30 Grad und die Halle ist auch direkt am Wasser", meint Jaron Siewert dazu nur schmunzelnd. So gern sie auf Mallorca dabei wären, Wehmut kommt angesichts einer Europameisterschaftsteilnahme nicht auf. "Wir spielen hier immerhin eine EM, das kann nicht jeder von sich behaupten", meint Paul Drux stolz. Und im besten Fall gelingt den beiden Füchsen noch ein weiterer Titelgewinn in diesem Sommer.

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