29.04.2012 , 20:48:00 Uhr - Information - SvN/ATz

Füchse schaffen das Wunder im Hexenkessel Fuchsbau und ziehen ins VELUX EHF FINAL4 ein

Die Füchse Berlin haben die noch so kleine Chance auf den Einzug in das VELUX EHF FINAL4 genutzt. Mit einer unglaublichen kämpferischen Leistung zog das Team mit 9.000 Zuschauern im Rücken in das Halbfinale der VELUX EHF Champions League ein. In einer überragenden Mannschaftsleistung setzten besonders Torwart Silvio Heinevetter und Rückraumspieler Alexander Petersson (9 Tore) besondere Ausrufezeichen. Am Ende hieß es 29:18 im Fuchsbau und damit gewinnen die Füchse das Viertelfinale durch die mehr erzielten Auswärtstore. 

Ein Dutzend Tore Bitte! Nach der 23:24 Niederlage in Leon stand für die Füchse eines fest: Nur mit einem geballten Offensiv-Feuerwerk und dem Rückenwind der 9.000 Zuschauern ist das Wunder von Berlin zu schaffen. Sie benötigten besondere Mittel, um ihren Kontrahenten in die Schranken zu weisen. Und damit ließen sie nicht lange auf sich warten, denn mit dem Anpfiff sorgten die Gastgeber für eine Überraschung. Bartlomiej Jaszka lief als Siebter Feldspieler auf, während Silvio Heinevetter an der Seitenlinie in Lauerstellung auf den fliegenden Wechsel wartete. Als Sven Sören Christophersen den ersten Wurf zur Führung der Berliner verwandelte, brach ein gewaltiger Jubelschrei von den Zuschauerrängen herein. Kapitän Torsten Laen langte sofort in der Kreismitte zu und blockierte den ersten Versuch von Ademar Leon.

Die Füchse stürmten weiter nach vorn. Vor der Begegnung wurde den Berlinern nachgesagt, dass sie mit dem Rücken zur Wand stehen: Genau diese Wand war deutlich zu hören. Die ohrenbetäubenden Fans waren der achte Mann auf dem Feld, die ihre Mannschaft bei Ballbesitz beinahe spürbar zum Torerfolg beförderten. Silvio Heinevetter hatte einen Sahnetag erwischt und leistete enormen Widerstand gegen die spanische Angriffswelle. Der 27-Jährige parierte gegen die Gäste über 50% der Würfe, vor allem weil Leon meist nur unter Bedrängnis zum Abschluss kam.

Darüber hinaus war Alexander Petersson zum wohl wichtigsten Spiel der Füchse Vereinsgeschichte zu alter Stärke zurück gekehrt. In der Anfangsphase war er der Mann, der die Tordifferenz zu Gunsten der Hauptstädter anhob. Der Isländer erzielte beim 5:3 nach 11 Minuten bereits seinen dritten Treffer. Berlin schob, zerrte, drängelte – mit Erfolg. Leon wurde nun immer wieder der Ball mit kämpferischen aber fairen Mitteln entrissen, sodass die Hausherren Platz für Tempogegenstöße bekamen. Torsten Laen erhöhte somit die Führung auf 8:4 nach 15 Minuten, die Sensation war doch noch möglich. Coach Dagur Sigurdsson sagte im Vorfeld der Partie, dass die Füchse alle 15 Minuten drei Tore mehr erzielen müssten als der Gegner. Nach dem Stand zu diesem Zeitpunkt waren die Hausherren komplett im Soll.

Von nun an spielten die Füchse wie in einem Rausch, immer wieder vorangetrieben vom lautstarken Publikum und defensiv ohne Gnade. Denis Spoljaric zwang Kreisläufer Baena Gonzalez zum Fehlwurf. Kein seltenes Bild in dieser Partie, denn die Abwehrreihe der Gastgeber erhob sich vor den Spaniern immer wieder wie eine Betonmauer. Währenddessen erhöhte Petersson auf 11:4 mit seinem fünften Treffer. Nach seinem Erfolg nahm die Abwehrschlacht ihren Lauf, ein Kampf um Alles oder Nichts, ein echter Handballkrimi wurde gezeigt. Die zwei Ausnahmekeeper parierten mehrere Minuten lang jeden Ball, bis die Gäste mit dem bulligen Rafael Gonzalez die Führung der Füchse verkürzten. Eine Zeitstrafe gegen Johannes Sellin kompensierten die Gasgeber mit Cleverness und Einsatzbereitschaft, bis Iker Romero mit seinem zweiten Siebenmeter den 13:6 Halbzeitstand herbeiführte. 

Die Rechnung von Dagur Sigurdsson ging bis zu diesem Zeitpunkt absolut auf. Seine Mannschaft knüpfte nahtlos nach dem Seitenwechsel an ihre Leistung an. Heinevetter entschärfte drei von vier Wurfversuche der Spanier, die weiterhin große Probleme gegen die aggressive Defensivarbeit der Füchse hatten. Juan Candau dämpfte nur zwischenzeitlich den Lautstärkepegel der Füchse-Fans, denn Sven Sören Christophersen, Alexander Petersson und Torsten Laen erhöhten das Polster der Hauptstädter mit 16:7 auf neun Tore. Der Gesamtvorsprung von Leon war auf magere zwei Tore geschmolzen. Silvio Heinevetter parierte nun sogar einen Siebenmeter von Martin Stranovsky, das schier Unmögliche nahm allmählich reale Züge an.

Ivan Nincevic wirbelte von Außen zum 21:10, das wäre der Einzug in die nächste Runde für die Berliner. Kurz darauf stürmt Petersson auf den alleinstehenden Keeper der Spanier zu und verwandelt mit seinem achten Tor die Max-Schmeling-Halle in ein Tollhaus. Die Auszeit der Gäste folgte prompt. Trainer Isidoro Martinez beruhigte seine Mannschaft und erzielte damit den gewünschten Erfolg. Die Kastilianer verkürzten nach 46 Spielminuten auf 23:14. Die Entschlossenheit der Hausherren raubten sie allerdings nicht, ganz im Gegenteil. Mit der Zeitstrafe von Felipe Borges Dutra nutzten die Hauptstädter ihre Überzahl durch Johannes Sellin zur erneuten zehn Tore Führung. Leon versuchte Zeit heraus zu holen, der Arm des Unparteiischen war gehoben, doch Antonio Garcia Robledo schraubte sich im letzten Moment in die Lüfte und katapultierte das Spielgerät in das rechte Toreck.

Die letzten acht Minuten waren angebrochen, beide Seiten lieferten nun immer wieder die Antworten auf die gegnerischen Aktionen. Christophersen brachte seine Mannschaft mit dem 26:15 wieder auf die Siegerstraße, kurz darauf konterte Dalibor Cutura von der halbrechten Position. Ein Tanz auf der Rasierklinge, es ging hin und her, ein wahnsinniger Krimi in Berlin. Torsten Laen erzielte das 29:18, musste kurz darauf allerdings auf der Strafbank Platz nehmen. Ademar Leon hatte nun wieder Platz, die letzten Sekunden liefen bereits. Martin Stranovsky wurde auf der linken Seite freigespielt und setzte zum Wurf an. Ein riesiger kollektiver Jubelschrei entwich dem Berliner Anhang. Denn Heinevetter fing den Slovaken am kurzen Pfosten noch ab und sorgte mit seiner Parade nicht nur für Ballbesitz seiner Mannschaft, sondern hielt den elf Tore Vorsprung fest und führte die Sensation herbei.

Nach der 34:23-Niederlage aus dem Hinspiel egalisierten die Füchse Berlin mit 29:18 das Ergebnis und ziehen Dank der mehr erzielten Auswärtstore in das VELUX EHF FINAL4 ein. Die ausgelassene Feier auf dem Spielfeld war ein Erlebnis für jeden heimischen Zuschauer, denn das Wunder von Berlin war tatsächlich geschehen.

Stimmen zum Spiel:

Vicente Alamo Yeste (Torhüter Ademar Leon)

„Wir wussten, dass uns hier ein schweres Spiel erwarten würde. Der Wille zum Kampf der Füchse war groß und hat uns letztendlich bezwungen.“


Isodoro Martinez (Trainer Ademar Leon)

„Die Füchse haben ein tolles Spiel abgeliefert, defensiv wie offensiv, außerdem hat Heinevetter stark gehalten. Ich gratuliere den Füchsen zu diesem Erfolg nach einem guten Spiel.“


Dagur Sigurdsson (Trainer Füchse Berlin)

„Danke an Leon für zwei unglaubliche Spiele. Es war sehr eng, wir haben Risiken auf uns genommen und wussten das wir auf unsere Zuschauer zählen können. Zur Halbzeit haben wir schon einen guten Vorsprung herausgearbeitet, waren aber dann schon ziemlich erschöpft. Danach haben wir versucht uns Tor um Tor weiter abzusetzen. Das Spiel war einfach unglaublich.“

Iker Romero (Rückraum Füchse Berlin)

„Alle Spieler haben wie Helden gespielt und haben einen tollen Kampf geliefert. Ich wusste, dass wir etwas Großes leisten können. Wir haben uns allen vertraut und wenn wir so an den Erfolg glauben, ist alles möglich.“

Newssuche