01.06.2011 , 16:20:00 Uhr - Information - SvN

„Die 7 Helden“, eine Ausbildung unter anderen Voraussetzungen

Das Projekt „Die 7 Helden“ geht in die zweite Runde: EASTPAK, die Füchse Berlin (IMG) sowie JobInn, ein Team von Gangway e.V. setzen sich für die Ausbildung von Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten ein und helfen ihnen, berufliche Perspektiven für die Zukunft zu haben. Nach dem erfolgreichen Start 2010 wird das Projekt auch 2011 fortgesetzt. Die Organisatoren  sehen in den Jugendlichen großes Potential und erkennen, dass sich junge Menschen weiterentwickeln wollen und das dafür nötige Engagement an den Tag legen.

Nach dem dreimonatigen Praktikum von April bis Juni 2010, haben sechs der sieben „Helden“ bereits eine Ausbildung begonnen. Dies belegt, dass schlechte oder gar keine Schulabschlüsse, sowie andere soziale Probleme kein Grund dafür sind, Jugendliche hoffnungs- und perspektivlos ihrem Schicksal zu überlassen. Aus diesem Grund wird das Projekt fortgesetzt, um weiteren „7 Helden“ die Chance zu geben, sich im Berufsalltag zu beweisen und sich zu empfehlen.

Um Eindrücke über das Unterfangen aus erster Hand zu erhalten, haben die Füchse Berlin ein Interview mit Daniel Selke (IMG/Füchse) und Maria Urso (JobInn) organisiert:
 

„Hallo Frau Urso, Hallo Herr Selke,
Begann mit dem Projekt „Die 7 Helden“ im Jahr 2010 für sieben Jugendliche ein neues Leben?“


Daniel Selke:

So kann man es fast ausdrücken. Viele Jugendliche hatten bis zum Beginn der ersten Projektphase nur teilweise die Möglichkeit, ihr berufliches Potential unter Beweis zu stellen. Dafür gab es viele Gründe. Dazu gehören sicherlich die privaten Umstände, die es den Jugendlichen sehr häufig nicht ermöglicht haben, ein Praktikum/Ausbildung zu beginnen, geschweige denn, eine solche Ausbildung auch abzuschließen. Die „Hürden“ sind da oft vielschichtig und manchmal haben die Jugendlichen auch feststellen müssen, dass der ausgewählte Praktikantenplatz nicht unbedingt ihren persönlichen Interessen entspricht. Dann galt es, sich durchzubeißen auch wenn es vielleicht nicht immer der „Traumjob“ ist. 

Aber um die Frage abschließend zu beantworten: am Ende der ersten Staffel im vergangenen Jahr haben wir noch mal eine Abschlussveranstaltung gemacht und da hat ein Jugendlicher wahrhaftig gesagt: „Vielen Dank für Eure Unterstützung. Mit diesem Projekt hat ein neues Leben für uns begonnen“. Das war natürlich eine tolle Bestätigung unserer Arbeit.   


Maria Urso:

Wir können Herrn Selkes Äußerungen nur bestätigen. Viele Jugendliche haben neben den persönlichen „Hürden“ auch Startschwierigkeiten, weil sie nicht die für eine Ausbildung geforderten formalen Voraussetzungen erfüllen und z.B. keinen oder nur einen schlechten Schulabschluss erworben haben.
 Dennoch kann hinter einem unschönen Schulabschluss ein sehr motivierter und begabter Jugendlicher stecken. Gerade um das herauszufinden und dann auch zu beweisen, ist das Projekt „Die 7 Helden“ eine tolle Möglichkeit für die Jugendlichen. Die Erfahrung, die sie im Projekt machen können – nämlich gebraucht zu werden und etwas leisten zu können – ist für einige Jugendliche tatsächlich neu und damit auch wie ein „neues Leben“.
 

„Selbstverständlich ist dieses Unternehmen eine große Chance für junge Menschen. Wie viele Jugendliche bewerben sich bei euch für dieses Projekt?“

 Maria Urso:

JobInn betreut im Jahr ca. 250 bis 300 Jugendliche. Und da ist die Nachfrage der Jugendlichen nach dem Projekt „Die 7 Helden“ natürlich viel größer. Darum ist es so wichtig, dass dieses Projekt auch in diesem und in den nächsten Jahren fortgeführt wird. Die Teilnahme am Projekt hängt auch immer davon ab, ob es uns gelingt, einen Praktikumsplatz zu finden, der den Vorstellungen der Jugendlichen entspricht.

 
„Gibt es Betriebe oder Branchen, wo die jungen Leute primär arbeiten wollen, beziehungsweise ihre Vorlieben haben? Können alle Wünsche wahrgenommen werden?“

Maria Urso:

Diese Vorlieben gibt es ganz eindeutig. Ganz oft wollen Jugendliche einen Beruf lernen, den sie aus ihrem täglichen Leben kennen, z.B. Verkäuferin oder KFZ-Mechatroniker. Aber hier sind die Möglichkeiten auf dem Ausbildungsmarkt sehr begrenzt.
Oft gehen wir mit den Jugendlichen noch mal in eine vertiefte Berufsorientierungsphase um ihnen auch andere, weniger bekannte Berufe näher zu bringen. Und letztendlich ist es wie mit dem Skifahren: vom Lesen allein lernt man das nicht, man muss schon auf die Piste. Auch hier sind wir sehr froh, mit den Füchsen und Eastpak Partner gefunden zu haben, die es den Jugendlichen ermöglichen, eben auf dieser Piste in Form eines Praktikums Erfahrungen zu sammeln.
 


„Sind Sie der Meinung, dass dieses Projekt als Vorbild für viele weitere Unternehmen dienen kann und diese den Jugendlichen mehr Chancen geben werden?“

Daniel Selke:

Ich hoffe schon. Die teilnehmenden Unternehmen stellen häufig fest, dass die Jugendlichen (die an sich nicht immer die allerbesten schulischen Voraussetzungen haben) wirklich zuverlässig sind und alles geben. Der positive Eindruck, den die Jugendlichen hinterlassen, hat die Unternehmen zweifellos beeindruckt. Insofern hoffe ich, dass zukünftig mehr Unternehmen dieses Projekt unterstützen. 


Maria Urso:

Auf jeden Fall. Man darf ja auch nicht vergessen, dass ein Praktikum nicht nur für den Jugendlichen Vorteile hat. Auch der Betrieb kann einschätzen, ob der oder die Jugendliche geeignet ist für den Beruf und sich die Investition in die Ausbildung lohnt. Und wenn ich an den vorhergesagten Fachkräftemangel denke, kann es nicht schaden, die Potentiale der Jugendlichen, die ja da sind, zu nutzen und zu fördern.

 
„Werden die jungen Leute bei Eignung ihre Ausbildung sofort beginnen, wenn das Praktikum abgeschlossen ist? Können sie weiterhin im selben Betrieb tätig sein oder sich auch anderweitig orientieren?“
 
Maria Urso:

Ziel sollte schon sein, im Praktikumsbetrieb auch die Ausbildung zu machen. Der Zeitrahmen für das 7-Helden-Projekt ist auch so angelegt, dass ein nahtloser Übergang in die Ausbildung möglich ist.
Und natürlich ist es den Jugendlichen freigestellt, sich auch anderweitig zu orientieren. Wir binden ja Niemanden fest. Es liegt auch in der Natur der Sache, dass sich während eines Praktikums herausstellen kann, der Beruf oder der Betrieb ist nicht das richtige für mich.
Dafür ist das Praktikum ja schließlich auch da. Und dass Jugendliche eben auch noch nicht immer gereifte Persönlichkeiten mit glasklaren Zielvorstellungen sind und sich auch ausprobieren wollen, ist wohl auch nachvollziehbar
 
 

„Sind alle Partner dem Projekt erhalten geblieben oder werden durch den sichtbaren Erfolg sich sogar weitere daran beteiligen?“
 
Daniel Selke:

Das hängt davon ab, welche Art von Praktika die Jugendlichen bevorzugen. Das kann man vor Beginn einer Staffel nie richtig abschätzen. Fakt ist aber, dass die Unternehmen, die einen Praktikanten aufgenommen haben, sich auch jederzeit wieder zur Verfügung stellen, weil sie eben positive Erfahrungen gemacht haben. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass das grundsätzliche Interesse von Unternehmen an sozialen Projekten immer größer wird und die Zahl zukünftig sicherlich steigen wird.  


„Ich bedanke mich für dieses interessante Gespräch.“



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