04.10.2016 , 15:58:00 Uhr - Information - CG

Wiede nicht schwer verletzt, Reißky im Interview zu seinem Bundesliga-Debüt

Christoph Reißky bei seinem ersten Bundesliga-Tor gegen HannoverChristoph Reißky bei seinem ersten Bundesliga-Tor gegen Hannover
Die gute Nachricht zuerst: die Wurfschulter von Fabian Wiede ist nicht schwer verletzt. Das ergab ein MRT-Befund am Dienstagnachmittag. „Alle Strukturen sind unauffällig“, lautet die Diagnose. Neben einem leichten Erguss sind es vor allem die Schmerzen, die dem Halbrechten der Füchse Berlin Probleme bereiten. Sobald er wieder beschwerdefrei ist, darf er auch wieder für den aktuellen Tabellenersten auflaufen.

„Ich freue mich natürlich und bin sehr glücklich, dass da nichts kaputt ist. Im Moment tut es noch weh und komplett frei bewegen kann ich den Arm auch noch nicht, aber mal sehen, was ein bisschen Wärmebehandlung so bewirken kann. Ich hoffe, dass ich möglichst bald wieder fit bin.“, sagte Wiede nach der Untersuchung.

Als Ersatz für ihn und Tønnesen steht aktuell Christoph Reißky im Aufgebot des Bundesligisten. Der 21-Jährige kommt aus Freiberg und spielt seit fünf Jahren für die Füchse Berlin. Mit 16 kam er in den „alten“ B-Jahrgang, wurde von Bob Hanning direkt in die A-Jugend geholt und hat drei Jahre in Folge die Deutsche Jugendmeisterschaft gewonnen. Anschließend ging es für ihn in die Zweite Herren – und seit dieser Saison gehört er zum erweiterten Bundesligakader. Besser gesagt „gehörte“. Denn nach der Verletzung von Kent Robin Tønnesen wurde er befördert und ist seit zwei Spielen fester Bestandteil von Erlingur Richardssons Team.

Christoph Reißky bei seinem ersten Bundesliga-Tor gegen HannoverChristoph Reißky bei seinem ersten Bundesliga-Tor gegen Hannover
Christoph, du hast jetzt zwei Bundesligaspiele hinter dir. Gegen Hannover hast du in der entscheidenden Phase auch zwei wichtige Tore geworfen. Bob Hanning meinte sogar: „Ohne Christoph hätten wir gegen Hannover nicht gewonnen.“ Wie war das für dich?

Viel mitbekommen habe ich davon eigentlich gar nicht. Es waren Situationen, in denen ich den Abschluss suchen musste. Schön, dass sie reingegangen sind, aber ich hatte eigentlich gar keine Wahl. Petar wurde ja extrem nah gedeckt, der konnte am Schluss nicht wirklich was machen. Dadurch hat Hannover mir Platz gelassen und das Angebot habe ich einfach angenommen.

Mit Fabian Wiede und Kent Tønnesen sind beide Linkshänder auf halbrechts verletzt oder lädiert, dadurch hast du jetzt deine Chance. Freud und Leid nah beieinander.

Stimmt. Ich profitiere zwar davon, dass es jetzt zwei Ausfälle bei uns gibt, aber ich habe gehofft, dass alle fit bleiben. Ich wäre lieber so mal zu meinen Einsätzen gekommen. Vor allem weiß ich aus eigener Erfahrung, wie blöd es ist, an der Schulter Schmerzen zu haben. Ich hatte im vergangenen Jahr einen Kapselriss in der linken und konnte eine ganze Zeit lang nicht mehr werfen.

Du bist seit dieser Saison im erweiterten Profikader. Wie war der Einsatzplan für dich, bevor klar wurde, dass du jetzt „Linkshänder Nummer eins“ auf halbrechts bist?

Bob meinte vor der Saison, dass ich vielleicht auf bis zu zehn Einsätze kommen könnte, um die Erstbesetzung zu entlasten. Aber eine feste Regelung gab es nicht, außer, dass ich mittrainieren darf.

Und plötzlich wird es richtig ernst. Dein drittes Bundesligaspiel bestreitest du direkt gegen den THW Kiel.

Super cool! Ich weiß noch, vor acht Jahren habe ich beim Spiel „Hildesheim gegen Kiel“ zugeschaut. Damals habe ich mir als 13-Jähriger ein Autogramm von Christian Zeitz geholt, der war schon immer ein Vorbild von mir. Er ist ja körperlich auch nicht besonders groß, genau wie ich. Und morgen stehe ich ihm dann vielleicht auf dem Feld gegenüber. Einfach super. Das hat man echt nicht jeden Tag!

Den läufst du dann einfach „platt“? Du bist jung, er ein Liga-Veteran.

Aber er hat immer noch sehr viel drauf! (lacht) Seine Würfe sind einfach sensationell. Am Mann vorbei mit einer sehr hohen Geschwindigkeit und dann direkt in den Winkel. Aber dass er mein Vorbild ist, hat für morgen keinerlei Bedeutung! Ich kann ja nicht zugucken und staunen, wie er Tore wirft. Ich werde es, wenn es soweit kommt, verhindern.

Du hast die gesamte Vorbereitung der ersten Mannschaft mitgemacht. Ganz frisch im Team bist du also nicht – inwiefern hast du vom Zusammenspiel mit den Profis bisher profitiert?

Ich habe sehr viel profitiert! In der Abwehr bekomme ich viel Hilfe von Drago, weil er da neben mir steht und gute Tipps parat hat. Im Angriff hat eigentlich jeder Hinweise für mich. Zuletzt konnte Fabi mir am meisten helfen, logisch, wir spielen ja auf der gleichen Position. Ich bin sehr dankbar für den ganzen Input.

Das heißt, du hast dich zuletzt ein gutes Stück weiterentwickelt bei den Füchsen?

Ich sag’s mal so: Das kleine Handball-Einmaleins habe ich in Freiberg gelernt, meinem Heimatort. Aber alles andere, also bestimmt gut 80 Prozent von dem, was mein Spiel aktuell ausmacht, habe ich hier in Berlin entwickelt. Dass ich jetzt die Chance habe, das zurückzuzahlen und der Mannschaft zu helfen, macht mich echt glücklich.

Du bist – kein Wunder – Führungsspieler in der zweiten Mannschaft. Wie bekommst du zwei Teams und dein Medienstudium unter einen Hut?

Mein Tagesablauf sieht wie folgt aus: Schlafen, Handball, Studium, Handball, schlafen. Dazwischen essen.

Klingt echt hart. Keine Zeit für etwas anderes?

Nein. Aber das macht nichts, es ist genau das, was ich schon immer wollte. Und jetzt, wo ich die Chance habe zu tun, wofür ich seit Jahren arbeite, werde ich mich noch mehr reinhängen, als je zuvor. Ich möchte dem Team eine Hilfe sein. Dass ich jetzt direkt gegen Kiel vielleicht die Möglichkeit dazu bekomme, ehrt mich natürlich besonders und ist einfach nur cool. Ich möchte dem Vertrauen, das die Füchse seit Jahren in mich stecken, auf jeden Fall gerecht werden.

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