30.09.2007 , 19:53:00 Uhr - Spielbericht - RM

Rhein-Neckar-Löwen führen die Füchse vor

Bei 4.882 Zuschauern hätte die Füchse eigentlich einen Grund zum Feiern gehabt. Stattdessen wurden die Berliner von den Rhein-Neckar-Löwen vor allem im ersten Durchgang vorgeführt und erlebten ein Debakel. Dem 4:17-Halbzeitstand folgte die Niederlage mit 17:31 Toren. Lediglich die Torhüter mit jeweils 10/2 Paraden konnten glänzen. Jens Vortmann erreichte seine Paraden in den letzten 13 Minuten und wurde für seine Leistung zum Spieler des Tages der Füchsemannschaft gewählt.

„Ich kann mich nur bei den Zuschauern bedanken, die jedes Lebenszeichen von uns dann doch noch mit Beifall bedacht haben.“ beendete Füchse-Coach sein Statement nach dem Spiel gegen die Rhein-Neckar-Löwen. Zuvor konnten sich die Füchse Berlin mit 4.882 Besuchern über einen neuen persönlichen Zuschauerrekord in der Max-Schmeling-Halle. Die Zuschauer bekamen aber aus Berliner Sicht wenig erfreuliches zu sehen und mussten stattdessen ein 17:31-Debakel ihrer Heimmannschaft mitansehen. Gerade in der ersten Halbzeit gab es wenig Lebenszeichen zu bejubeln, erzielten die Füchse doch bis zum Pausenpfiff gerade einmal vier Treffer und mussten gleichzeitig 17 Gegentore hinnehmen.

Dass es dem Aufsteiger noch schwer fällt ins Spiel zu finden musste bislang in allen Spielen festgestellt werden, wie in der Woche zuvor in Magdeburg starteten sie jedoch wieder mit 0:5 Toren. Bereits nach dem vierten Gegentreffer zückte Berlins Trainer Jörn-Uwe Lommel die grüne Karte und versuchte seinen Spielern neues Leben einzuhauchen. Dies betraf vor allem den Angriff, hier blieben die Füchse bei jedem Torversuch in der stabilen Abwehr der Rhein-Neckar-Löwen hängen. Dabei musste der Gegner nicht einmal sonderlich aggressiv agieren, ein schnelles Verschieben der Abwehr reichte aus um die Hausherren am Torwurf zu hindern.

„Man hat heute eindrucksvoll gesehen, wo eben die Handballbundesligaspitze ist und wo eben die Niederungen sind. Das hat insbesondere auch der Rückraum, gerade in der ersten Halbzeit, von Kronau uns eindrucksvoll gezeigt, wie konsequent Tore erzielt werden mit individueller Qualität.“ brachte Lommel den Klassenunterschied auf den Punkt. Zwar erzielte Kjetil Strand in der achten Minute das erste Füchsetor zum 1:5, konnte damit aber nicht verheimlichen, dass kein Berliner Rückraumspieler dem Gegner etwas entgegen setzen konnte. Die Zuschauer hatten dann auch wenig zu Jubeln, in den Genuss kam lediglich Weltmeister Henning Fritz, als er in der 25. Minute für einen Strafwurf das Tor der Rhein-Neckar-Löwen hütete. Sein Kollege Slawomir Szmal hatte zuvor zweimal gegen Konrad Wilczynski das Duell verloren, Fritz gelang nun die Parade. Als es wenig später beim 4:17 in die Kabinen ging, war das Spiel längst entschieden.

Chetsov schonte seine Mannschaft bereits für das Nordhorn-Spiel

„Wir haben heute sehr gut und kozentriert gespielt. Die Deckung stand überragend mit Szmal im Tor. Das zeigt sich auch im Ergebnis, dass wir nur 17 Tore kassiert haben.“ lobte der Löwen-Trainer vor allem seine Defensive, die im ersten Durchgang nur vier Gegentore hinnehmen musste. In der zweiten Halbzeit nutzte er die Chance seine Aufstellung zu variieren. „In der zweiten Halbzeit haben andere Spieler die Möglichkeit bekommen, da wir am Mittwoch das Spiel gegen Nordhorn haben, das ist für uns ein wichtiges Spiel.“ begründete Chevtsov dies bereits mit Blick auf das nächste Spiel. Dennoch lobte er die konzentrierte Leistungs seines Teams bis zum Schluss.

Ein Sonderlob seines Trainers erhielt Patrick Groetzki. „Heute hatte Groetzki seinen zweiten Bundesligaeinsatz, den ersten hat er mit einer roten Karte schlecht beendet. Heute hat er eine viertel Stunde gespielt.“ schilderte er dessen Leistung, mit der er sich zufrieden zeigte. Groetzki durfte dann auch zum letzten Strafwurf knapp drei Minuten vor Schluss antreten, ihm gegenüber stand Jens Vortmann. Ab der 47. Minute hütete dieser das Tor, sein Kollege Petr Stochl hatte es bis dahin auf 10 Paraden, darunter zwei Strafwürfe gebracht. Gegen seinen Teamkameraden aus der Juniorennationalmannschaft, die beiden wurden zusammen im August Vize-Weltmeister, parierte Vortmann, nachdem er zuvor schon den Strafwurf von Michael Haaß abgewehrt hatte. Insgesamt brachte es Vortmann in den letzten 13 Minuten ebenfalls auf 10/2 Paraden und sorgte damit für eines der bejubelten Lebenszeichen der Füchse. „In der Atmosphäre kann man normalerweise auch Spitzenhandball zeigen.“ war sich Lommel dann auch bewusst, dass die Zuschauer ein besseres Spiel seiner Mannschaft verdient gehabt hätten.


Stimmen zum Spiel:

Iouri Chevtsov (Trainer Rhein-Neckar-Löwen):
Ich bin mit dem ganzen Spiel sehr zufrieden. Wir haben heute sehr gut und kozentriert gespielt. Die Deckung stand überragend mit Szmal im Tor. Das zeigt sich auch im Ergebnis, dass wir nur 17 Tore kassiert haben. Im Prinzip waren wir vorbereitet auf die Abwehrvarianten der Berliner und die Jungs haben sehr gut gespielt. Wenn wir in den ersten Minuten alles getroffen hätten, wäre es noch leichter gewesen. Ich bin zufrieden, vor allem wie sich die Mannschaft bis zum Ende konzentriert hat. In der zweiten Halbzeit haben andere Spieler die Möglichkeit bekommen, da wir am Mittwoch das Spiel gegen Nordhorn haben, das ist für uns ein wichtiges Spiel. Heute hatte Groetzki seinen zweiten Bundesligaeinsatz, den ersten hat er mit einer roten Karte schlecht beendet. Heute hat er eine viertel Stunde gespielt.
Ich kann noch dazu sagen, dass ich froh bin nach vielen Jahren nach Berlin zurück zu kommen und ich bin froh, dass Handball in Berlin funktioniert. Ich muss auch das Kompliment an die Verantwortlichen machen. Die Mannschaft darf nicht auf dieses Ergebnis schauen, die Besetzung ist wesentlich stärker. Ich denke schon, dass sie die Möglichkeit haben in der Bundesliga zu bleiben.

Jörn-Uwe Lommel (Trainer Füchse Berlin):
Sie werden mir nachsehen, dass so ein Spiel zu kommentieren für einen Trainer nicht ganz leicht ist. Die erste Halbzeit mit vier erzielten Toren in 30 Minuten, ich kann mich nicht erinnern, in meiner mittlerweile doch langen Laufbahn so etwas erleben zu müssen. Das ist dann schon frustrierend. Als Sportler muss man die Ergebnisse so akzeptieren wie sie fallen. Ich hatte mit einer ganz anderen Reaktion unserer Mannschaft gerechnet. Aber es ist halt so, man muss der Realität ins Auge gucken. Man hat heute eindrucksvoll gesehen, wo eben die Handballbundesligaspitze ist und wo eben die Niederungen sind. Das hat insbesondere auch der Rückraum, gerade in der ersten Halbzeit, von Kronau uns eindrucksvoll gezeigt, wie konsequent Tore erzielt werden mit individueller Qualität. Und letztlich muss man immer die Tore zählen, die Rückraumspieler erzielen. Und da ist natürlich mit unseren Möglichkeiten, die wir zur Zeit haben, nur eine Spieltechnik entgegen zu setzen. Die hat heute nicht gegriffen, so dass das Ergebnis natürlich auch in der Höhe völlig in Ordnung geht. Wir müssen jetzt sehen die Mannschaft aufzurichten, das nächste Spiel steht in einer Woche an und das ist ein 4-Punkte-Spiel. Da müssen wir uns mit aller Gewalt drauf konzentrieren. Ich kann mich nur bei den Zuschauern bedanken, die jedes Lebenszeichen von uns dann doch noch mit Beifall bedacht haben. In der Atmosphäre kann man normalerweise auch Spitzenhandball zeigen.

Thorsten Storm (Manager Rhein-Neckar-Löwen):

Ich denke auch, dass eben gesagt wurde, man kann die Reinickendorfer Füchse nicht daran messen, wie das Spiel heute ausgegangen ist. Ich persönlich freue mich sehr, dass hier Bundesligahandball stattfindet und ich weiß es, dass es die beiden hier hinbekommen werden.
Wir haben uns eine Timeline von drei Jahren gegeben um eine europäische Spitzenmannschaft aufzubauen. Wir haben sicherlich auch die Ausdauer und die Mittel dazu und heute sind wir wieder einen Schritt weiter gekommen. Wenn man heute die Leistung sieht, gerade in der ersten Halbzeit, dann war das Spitze. Aber man muss auch gegen so einen Gegner, auch mit den Zuschauern, die nicht unbedingt für uns waren, die Tore erzielen und das hat die Mannschaft heute gezeigt. Ich bin jetzt ganz zufrieden heute Abend.


Füchse Berlin - Rhein-Neckar-Löwen 17:31 (4:17)

Füchse Berlin:
Stochl (1.-47. Minute, 10/2 Paraden), Vortmann (47.-60., 10/2)
Wilczynski 6/6, Strand 3, Richwien 2, Kern 1, Schumann 1, Stelmokas 1, El Fakharany 1, Hartensuer 1, Boese 1, Detlof, Prokopec, Bozovic

Rhein-Neckar-Löwen:
Szmal (1.-60. Minute, 12 Paraden), Fritz (3 7m, 1/1)
Klimovets 6, Harbok 4, Velyky 4/1, Haaß 4/2, Gensheimer 3, Shelmenko 3, Schwarzer 2, Jurasik 2, Szlezak 2, Caillat 1, Roggisch, Groetzki

Strafwürfe: 6/7 : 3/7 (Wilczynski scheitert an Fritz - Szlezak und Jurasik scheitern Stochl, Haaß und Groetzki scheitern an Vortmann)
Zeitstrafen: 8:6 Minuten (Schumann 2x, Stelmokas, Hartensuer - Harbok, Klimovets, Szlezak)
Disqualifikation: Mariusz Jurasik (17., nach grobem Foulspiel)

Zuschauer: 4.882 (Max-Schmeling-Halle)
Schiedsrichter: Ralf Damian und Frank Wenz
Spielfilm: 0:3 (5.), 2:6 (10.), 3:9 (15.), 4:11 (20.), 4:15 (25.), 4:17 (HZ), 5:19 (35.), 9:21 (40.), 11:25 (45.), 12:27 (50.), 15:30 (55.), 17:31 (EN)

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