09.06.2016 , 09:32:00 Uhr - Information - handball-world / JaS

Deutschland schrammt bei Testspiel gegen Russland am Sieg vorbei

Silvio Heinevetter machte ein gutes Spiel gegen RusslandSilvio Heinevetter machte ein gutes Spiel gegen Russland
Es war das fünfte Testspiel seit dem EM-Titel Ende Januar. Am Ende stand zum zweiten Mal eine Niederlage. In Mannheim spielte das DHB-Team vor 8235 Zuschauern gegen Russland und verlor mit 25:27 (13:16). Julius Kühn war mit sieben Treffern bester Werfer in dem Duell, Paul Drux traf zwei Mal. Die Russen, die in wenigen Tagen die WM-Playoffs gegen Montenegro bestreiten, wirkten ausgeruhter als die deutsche Mannschaft. Das Team von Dagur Sigurdsson kämpfte sich in der zweiten Halbzeit zwar zurück ins Spiel, vergab aber entscheidende Würfe. Eine starke Leistung zeigte Silvio Heinevetter im Tor.

Bei bester Stimmung auf den Rängen der SAP-Arena ging es ins Länderspiel gegen Russland. Erstmals seit seiner Verletzung wieder im Kader war Patrick Wiencek, der sowohl im Mittelblock als auch im Angriff eingesetzt wurde. Russland musste indes mit Alexander Chernoivanov auf einen etatmäßigen Kreisläufer verzichten, Michail Chipurin begann und setzte beim 2:2 nach acht Minuten die Sperre für Dmitri Zhitnikov. Die Sbornaja fand nach anfänglichen Schwierigkeiten nun relativ leicht Lösungen gegen die deutsche 5:1-Formation, über Zhitnikov oder die Flügel. Auch die deutsche Sieben tat sich jedoch im Angriff leicht und bewahrte eine Führung, ehe Timur Dibirov zum 5:6 (12.) netzte.

Der russische Linksaußen hatte das Spiel vorerst gedreht. Die Sbornaja nutzte in dieser Phase mehrere technische Offensiv-Fehler des deutschen Teams. Nach dem 5:8-Konter, ebenfalls von Dibirov vollendet, legte Dagur Sigurdsson die erste Auszeit. Viel Personal wurde getauscht, Tim Kneule übernahm die Regie, Julius Kühn und Kai Häfner wurden eingewechselt, Jannick Kohlbacher rückte an den Kreis und Silvio Heinevetter war neu im Tor. Die Abwehr war nun etwas offensiver ausgerichtet. Julius Kühn warf die DHB-Tormaschine wieder an. Allerdings konnte die Mannschaft die Fehler im Angriff nicht abstellen. Die Russen blieben konsequent und lagen bald mit 7:12 (20.) vorne.

Unter der Regie von Pawel Atman hatten die Russen das Spiel an sich gerissen. Die Grundlage war jedoch eine verbesserte Defensive, die sich gut auf die Aktionen im Angriff der Hausherren eingestellt hatte und Ballgewinne, quasi in Serie, erkämpfte. Nach Kovalevs Konter zum 8:14 zückte Dagur Sigurdsson also erneut die Grüne Karte. Diesmal behielt der Isländer die Aufstellung bei. Er schärfte den Rückraumspielern offenbar ein, ihre individuelle Klasse besser zur Geltung zu bringen, auf Wurfgelegenheiten zu warten und konzentrierter zu agieren. Vier Paraden von Silvio Heinevetter ermöglichten den „Bad Boys“ anschließend einen 4:1-Lauf, Jannik Kohlbacher verkürzte auf 12:15.

Zwei Minuten vor der Pause hatte Team Deutschland den Rückstand halbiert. Julius Kühn avancierte dabei zum Haupttorschützen, er wirkte am wenigsten müde. Mit der letzten Aktion vor der Sirene hätte die DHB-Sieben ihre Aufholjagd krönen können: Nach seiner sechsten Parade spielte Silvio Heinevetter den Ball direkt nach vorne. Drei Sekunden waren noch auf der Uhr. Der Pass kam wie gewünscht bei Tobias Reichmann an. Der Kielce-Rechtsaußen musste den Ball aber im Sprung aufnehmen und warf das Spielgerät beim Versuch, das 14:16 zu erzielen, am Tor vorbei. So blieb es bei der Sirene in dem beherzt geführten Duell beim Drei-Tore-Vorsprung der russischen Mannschaft.

Ex-Löwe Sergey Gorbok hatte in der Start-Sieben der Russen gestanden. Er hatte sich aber frühzeitig am Fuß verletzt und war seither zum Zuschauen gezwungen. Sein Trainer Dmitri Torgovanov hatte, ähnlich wie Dagur Sigurdsson, kräftig durchrotiert und suchte, wenige Tage vor dem WM-Playoff-Hinspiel gegen Montenegro, Ansatzpunkte für Verbesserungen. Der Isländer bot derweil zum zweiten Durchgang, abgesehen von Heinevetter und Patrick Groetzki, seine Startaufstellen auf, die aber den Rückstand zunächst nicht weiter begrenzen konnte. Erst nach einer verpatzten Überzahl gelang dies: Kühn traf zum sechsten Mal und Rune Dahmke bediente beim 18:19 Patrick Wiencek mustergültig.

Nach genau 40 Spielminuten benötigte Russland ein Time-out. Dagur Sigurdsson brachte nach der Unterbrechung Hendrik Pekeler ins Spiel. Er bildete mit Finn Lemke eine weitere Mittelblock-Formation. Die Russen attackierten derweil weiterhin gekonnt gegen Fabian Wiede, der bisher noch keinen Treffer verbucht hatte. Auf der anderen Angriffs-Seite lief es bei Julius Kühn weiterhin nach Maß. Dmitri Kiselev erhielt in der 44. Spielminute den Auftrag, den Gummersbacher aus der Gefahrenzone zu drängen. Victor Kireev parierte nun gegen Kühn, Samvel Aslanian erhöhte auf 19:21. Doch Kühn machte weiter, beim 20:21 netzte er von Linksaußen. Kai Häfner legte nach.

Zu Beginn der Schlussphase lagen beide Teams exakt gleichauf. Russland konnte zunächst weiter vorlegen. Beim 22:22 (52.) traf Hendrik Pekeler umjubelt vom Kreis, einen weiteren Ballgewinn von Rune Dahmke verwandelte Patrick Groetzki zum Führungstreffer. Mit rhythmischem Applaus unterstützten die Fans ihre Mannschaft von der Tribüne. Am Ende eines schwierigen Spiels gegen einen hochklassigen und ausgeruht wirkenden Gegner war der Sieg für die deutsche Mannschaft in Reichweite. Dmitri Zhitnikov stemmte sich beim 24:25 (57.) dagegen. Als die Spanier dann in der Schlussminute einen Siebenmeter für Russland verhängten, traf Soroka zur 25:27-Entscheidung.

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