30.01.2016 , 01:30:00 Uhr - Information - handball-world / DHB

Das EM-Wunder geht weiter - Deutschland steht im Finale

Das erste Halbfinale bedeutete Dramatik pur zwischen Norwegen und Deutschland. Das deutsche Team schien im Positionsangriff etwas stärker zu sein als die norwegische Sieben. Deren Torhüter Ole Erevik hielt sein Team aber immer wieder im Spiel und war mit 16 Paraden dominierender Mann der regulären Spielzeit. Norwegen hätte den Sack zumachen können, doch Rune Dahmke rettete das deutsche Team in die Nachspielzeit, 27:27 (13:14) hieß es. Zehn Minuten Nachspielzeit gab es, die Entscheidung sollte aber erst fünf Sekunden vor Schluss fallen. Kai Häfner besorgte mit dem 33:34-Treffer die erste Finalteilnahme der deutschen Mannschaft seit 2007. 

Zwei Strafwürfe eröffneten das Halbfinale zwischen Norwegen und Deutschland. Tobias Reichmann und Magnus Jondal trafen selbstbewusst von der Markierung. Weitere leicht verdiente Strafwürfe wurden von den kleinlich agierenden Schiedsrichtern verteilt und von den Werfern genutzt. Viele Unterbrechungen schon in den ersten Minuten deuteten indes ein zähes Ringen um den Einzug ins Endspiel an. Einfache Tore konnten dabei Kräfte schonen helfen, Bjarte Myrhol erzielte ein solches im Gegenstoß zum 2:1. Von da an schienen die Norweger leichte Vorteile zu haben, allerdings ließ sich die deutsche Sieben nicht abschütteln. Nach zehn Minuten netzte Erik Schmidt zur 4:5-Führung. 

Das DHB-Team hatte eine erste Überzahl genutzt, eine doppelte folgte kurz darauf nach den Hinausstellungen der Norweger Christian O´Sullivan und Magnus Jondal. Wie beim 4:4 sorgte Tobias Reichmann auch beim 5:6 für einen aus deutscher Sicht wichtigen Treffer. Kurz darauf erhöhte Rune Dahmke den Vorsprung auf zwei Tore. Dagur Sigurdsson hatte nach wenigen Minuten Andreas Wolff für Carsten Lichtlein eingewechselt, der gleich drei Bälle parierte. Norwegen schien nach den frühen Zeitstrafen den Fokus verloren zu haben, bewegte sich träge und benötigte eine Auszeit, als Tobias Reichmann mit seinem fünften Treffer im fünften Versuch nach 16 Minuten bereits auf 5:9 stellte. 

Bjarte Myrhol und Espen Lie Hansen hielten ihr Team mit zwei schnellen Treffern im Spiel. Danach scheiterte Magnus Jondal mit einem Strafwurf an Carsten Lichtlein, aber sein Gegenüber Ole Erevik taute auf. Kurz darauf tauchte Kai Häfner für Martin Strobel, wie gegen Dänemark, auf der Mitte auf. Zunächst blieben noch die Torleute mit ihren Paraden im Mittelpunkt des Geschehens, dann netzte Häfner Unter „Deutschland, Deutschland“-Rufen zum 8:11. Rune Dahmke wurde anschließend beim Konter gestört, erhielt aber keinen Siebenmeter zugesprochen. Aber Norwegen kam zurück, der starke Andreas Wolff musste den 10:11-Anschlusstreffer von Hansen (25.) hinnehmen. 

Norwegen spielte in dieser Phase im Angriff reifer. Die deutschen Abschlüsse gegen Ole Erevik konnten hingegen nicht überzeugen, das war zu durchsichtig. Nach Bjarte Myrhols 12:12-Ausgleich war viereinhalb Minuten vor der Pause die Sigurdsson-Auszeit fällig. Die Skandinavier drehten weiter rund: Kristian Björnsen erzielte den geschickt herausgespielten 13:12-Führungstreffer für Norwegen. Aber danach griff die deutsche Sieben in die Trickkiste, Tobias Reichmann lief von außen ein, erstritt einen Siebenmeter und nutzte die Chance selbst. Danach hatte Norwegen Pech, dass es nicht auch einen Strafwurf erhielt. Erik Schmidt traf zum 13:14, das 13:15 verhinderte Erevik gegen Strobel. 

Ole Erevik hatte sich in der ersten Halbzeit elf Paraden notieren lassen und dominierte mit 46 Prozent abgewehrten Bällen Andreas Wolff klar. Die deutsche Sieben wies dennoch leicht bessere Offensivwerte auf als die Norweger, musste diese aber auch im zweiten Spielabschnitt in den Positionsangriff zwingen, um erfolgreich zu sein. Nach 90 Sekunden gelang das gleich einmal nicht und Bjarte Myrhol konterte zum 15:14. Etwas mehr als eine Minute später lag Deutschland beim 15:16 abermals vorne. Julius Kühn hatte getroffen. Es ging weiter Schlag auf Schlag. Meist lag Norwegen dabei vorne. Beim 19:17 sorgte Bjarte Myrhol für die erste Zwei-Tore-Führung (39.). 

Danach ging wieder eine Zeitlang nichts im norwegischen Angriff. Bis zur 46. Spielminute traf die Berge-Sieben das Tor nicht mehr. Jannik Kohlbacher und Steffen Fäth scheiterten in dieser Phase an Ole Erevik. So war es kein 5:0-Lauf für Deutschland. Drei Treffer bedeuteten zwar den Führungswechsel, der Vorsprung war aber nach Treffern von Björnsen und Sagosen beim 22:21 schon wieder passé. Julius Kühn glich aus. Jeder Fehler konnte nach 49 Minuten entscheidend sein, jetzt waren es die Deutschen, die im Angriff eine Ballabgabe nach der anderen produzierten. Fabian Wiede gelang zwar ein Ballgewinn, aber Julius Kühn scheiterte an Erevik, dessen 15. Parade im Spiel. 

Beim Stand von 23:22 handelte sich Kühn kurz darauf eine Zeitstrafe ein. Den Strafwurf nutzte der wurfstarke Kristian Björnsen zur Zwei-Tore-Führung. Neun Minuten vor Schluss hatte Norwegen den psychologischen Vorteil auf seiner Seite. Siebeneinhalb verblieben beim Stand von 25:23, als Dagur Sigurdsson die Grüne Karte legte. Kai Häfner kam kurzzeitig auf die Mitte und traf. Kühn zeichnete fünf Minuten vor Schluss für das 26:26 verantwortlich, aber Tønnesen holte die norwegische Führung sofort zurück. Pekeler und Kühn scheiterten anschließend dreimal auf deutscher Seite, statt auf 27:27 oder mehr zu stellen. Da Norwegen nichts mehr gelang, bedeutete Dahmkes 27:27 die Verlängerung. 

Deutschland behielt seine offensive Abwehr bei. Sander Sagosen erzielte den ersten Treffer für Norwegen, erst dessen dritter Treffer. Bei Tobias Reichmann war es im Gegenzug beim Strafwurf schon der neunte. Dann reihte sich Harald Reinkind nach vier Fehlversuchen in den Torreigen ein. Kai Häfner riss die Führung nun mit einem Doppelschlag auf deutsche Seite, wo sie auch nach fünf Minuten beim Wechsel (30:31) verblieb. Zwei Minuten später sorgte Steffen Fäth für das 31:32. Christian Berge schickte Routinier Erlend Mamelund aufs Feld. Wiede netzte gegen ihn zum 32:33. Die Sekunden tickten herunter. Dann warf Kai Häfner Deutschland mit dem 33:34-Treffer ins Endspiel.

"Ich bin unglaublich stolz und glücklich, was wir hier heute und insgesamt bei dieser Europameisterschaft erreicht haben", sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson. "Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert, heute war unsere härteste Bewährungsprobe bei dieser EURO, denn Norwegen war ein herausragender Gegner. Leider muss es auch nach einem solchen Spiel einen Verlierer geben. Aber ich kann nicht erklären, wie glücklich ich im Moment bin, dass wir gewonnen haben."

Im Finale trifft die deutsche Mannschaft am Sonntag um 17:30 Uhr auf Spanien. Der Weltmeister von 2013 hat das zweite Halbfinale gegen Kroatien mit 33:29 gewonnen. Mit der Partie schließt sich quasi der Kreis der EHF EURO, denn die deutsche Mannschaft traf im ersten EM-Spiel bereits auf die Spanier. Damals gab es für die Deutschen eine Auftaktniederlage (29:32). Die ARD überträgt das Finale am Sonntag ab 17:15 Uhr live. 

Torschützen: Reichmann (10/7), Häfner (5), Kühn (5), Fäth (4), Pekeler (3), Dahmke (3), Wiede (2), Strobel (1), Schmidt (1)

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