16.09.2012 , 20:16:00 Uhr - Information - ATz

Füchse Berlin erkämpfen sich einen Punkt beim 26:26-Unentschieden gegen Kiel

Die Serie ist vorbei: Die Füchse Berlin ringen dem THW Kiel mit einem 26:26 (12:9) Unentschieden den ersten Punkt in einem Bundesligaspiel nach 40 Siegen in Folge ab. Die Partie sah im zweiten Durchgang schon nach einem Sieg der Kieler aus, ehe die Füchse im Endspurt doch noch herankamen. Trotz Verletzungssorgen kämpften die Füchse Berlin bis zur letzten Minute und drehten so einen 5-Tore-Rückstand in ein Unentschieden. Beste Werfer der Berliner waren Mark Bult mit 6/3 Toren und Sven-Sören Christophersen mit 5 Treffern. 

Kaum war das Spiel freigegeben, gingen beide Mannschaften sofort körperbetont ans Werk. Sowohl der THW Kiel als auch die Füchse Berlin wussten um die Stärken im Rückraum des Gegners und traten von Beginn an mit einer 5:1 Deckung auf. Während das 9000 Zuschauer starke Publikum der Max-Schmeling-Halle die Atmosphäre eines Spitzenspiels verlieh, sorgten Sven Sören Christophersen und Konstantin Igropulo für die erste Führung der Berliner. Die Gäste aus Kiel hingegen ließen sich von der lautstarken Kulisse nicht aus der Ruhe bringen und waren in der Anfangsphase bei der Chancenverwertung einen kleinen Tick besser als die Hausherren. Allerdings konnte Silvio Heinevetter bereits in der frühen Phase der Partie vier Würfe des deutschen Meisters abfangen und somit seine Mannschaft mit 4:4 im Spiel halten. 

Doch nach zehn Minuten begann der THW, die Fehlwürfe der Füchse auszunutzen. Ein Doppelschlag durch Kapitän Marcus Ahlm und ein Tempogegenstoßtreffer von Aron Palmarsson brachten die Norddeutschen mit drei Toren in Führung. Füchse-Coach Dagur Sigurdsson nahm daraufhin das erste Time Out in Anspruch und hatte bei seiner Ansprache offenbar die richtigen Worte gefunden. Denn zum gleichen Zeitpunkt erhielt Philipp Jicha seine zweite Zeitstrafe. Die folgende Überzahlsituation nutzten die Berliner für einen Doppelschlag durch Markus Richwien und Evgeni Pevnov, plötzlich waren die Berliner wieder am Champions-League-Sieger dran und die Spielunterbrechung von Trainer Sigurdsson trug bereits Früchte. 

Allerdings gelang es den Füchsen nicht, den Rückstand auf den THW Kiel zu egalisieren. Denn das Team von Alfred Gislason konnte durch starke Einzelleistungen überzeugen. Torhüter Tierry Omeyer stand Heinevetter im Torhüterduell in Nichts nach, behielt nach seinen Paraden die Übersicht und leitete erfolgreiche Tempogegenstöße ein, die unter anderem von Patrick Wiencek zum 8:11 für den THW genutzt wurden. Trotz der engagierten Leistung der Berliner behielten die Gäste die Oberhand. So gingen die Teams beim Stand von 9:12 in die Pause. 

Der amtierende deutsche Meister setzte im zweiten Durchgang sein Erfolgsrezept fort, doch durch die umgestellte 6:0-Defensive der Füchse drückten nun die Rückraumspieler Palmarsson und Zeitz dem Spiel ihren Stempel auf. Plötzlich eilte der THW davon und baute durch einen Siebenmeter von Momir Ilic den Vorsprung gar auf 14:19 für Kiel aus. Eine entscheidende Wendung nahm die Partie dennoch nicht, denn auch die Füchse fanden ebenfalls mehr Lücken in dem Abwehrbollwerk der Gäste. Mit zunehmeder Spieldauer ließ die Konzentration in den Zweikämpfen nach und ermöglichte den Hausherren weitere Treffer. Auch hier waren es mit Christophersen und Bult die Schützen aus der zweiten Reihe, die ihre Mannschaft zur Aufholjagd verhalfen. Der Niederländer Bult brachte die Max-Schmeling-Halle mit seinem vierten Tor des Abends zum kochen. Denn der Vorsprung des THW Kiel war auf zwei Tore geschmolzen. 

Während sich Petr Stochl und Silvio Heinevetter mehrmals im Berliner Kasten abwechselten, trafen die Feldspieler fast im Sekundentakt. Erneut war es Christian Zeitz, der mit sehenswerten Rückraumkrachern die Führung der Gäste behauptete und die Anschlusstreffer von Christophersen und Bult sofort in Vergessenheit geraten ließ. Doch der Vier-Tore Vorsprung seiner Mannschaft sollte nicht lange halten. Denn das Torhütergespann Stochl und Heinevetter brachte die Berliner dank ihrer Paraden wieder zurück ins Spiel und Iker Romero traf zum 23:25. Noch sechs Minuten waren zu spielen, Kiel brachte das Leder nicht mehr im Gehäuse unter und zeigte Nerven. Die nachfolgenden Angriffe der Hausherren konnten nur am Kreis gestoppt werden – Strafwurf für Berlin. Kurz darauf schlägt es ein zum 24:25. Erneut war es Mark Bult, der die Halle in ein Tollhaus verwandelte. Die Spannung war nun greifbar nahe, Kiel drängte auf den Treffer aus dem Rückraum, doch Silvio Heinevetter parierte per Faustabwehr gegen Palmarsson. 

Es blieb keine Zeit zum verschnaufen, weder für Zuschauer noch für Spieler. Denn im Kieler Kreis war bereits wieder Alarm angesagt und erneut bekamen die Gastgeber einen Strafwurf zugesprochen. Das Duell ging in die nächste Runde, Thierry Omeyer gegen Mark Bult. Ein Pfiff, ein Wurf, ein ohrenbetäubender Jubelschrei. Bult traf wieder in die rechte Ecke, brachte seiner Mannschaft den Ausgleich und die Max-Schmeling-Halle wurde einmal mehr ihrem Ruf als Hexenkessel gerecht und brachte die Stimmung auf den Siedepunkt. Wie eine Wand erhoben sich die lila gelben Anhänger für die letzten Sekunden dieses hochemotionalen Spiels. 

Der deutsche Meister, Pokalgewinner und Champions League Sieger stand am Rande seines ersten Punktverlusts seit mehr als einem Jahr in der Liga. Doch sie kämpften sich zurück. Christian Zeitz stoppte den 4:0 Lauf der Füchse und brachte den THW eine Minute vor dem Ende wieder in Front. Kurze Zeit später konnte seine Hintermannschaft dennoch nichts gegen Bartlomiej Jaszka ausrichten, der mit dem silbernen Tor den 26:26 Ausgleich bescherte. Die Kieler hatten die Chance auf den Siegtreffer, doch fünf Sekunden vor dem Abpfiff verloren sie den Ball. Die Schlusssirene ertönte, die Füchse bejubelten das Unentschieden wie einen Sieg, während der THW Kiel zum ersten Mal seit mehr als 500 Tagen einen Punkt in der Bundesliga abgeben musste.


Alfred Gislason (Trainer THW Kiel)

„Beiden Mannschaften hat man angesehen, dass sie nicht so eingespielt sind. Ich bin sehr unzufrieden mit dem Ergebnis, wir haben einen vier Tore Vorsprung gehabt und damit einen Punkt liegen gelassen. Zum Wohle des Handballs ist es aber auch aus meiner Sicht gut, dass wir vielleicht mal einen Punkt liegen gelassen haben. Die Füchse gehören zu den Meisterschaftskandidaten.“


Dagur Sigurdsson (Trainer Füchse Berlin)

„Ich bin froh, dass meine Jungs für einen tollen Kampf belohnt wurden. Man hat gemerkt, dass die beiden Mannschaften nicht so im Schwung sind wie in der letzten Saison. Der Knackpunkt war in der Schlussphase auch die Umstellung auf zwei Kreisläufer. Das hat funktioniert. Kiel hat heute zwar auch ein Stück besser gespielt, aber insgesamt bin ich sehr zufrieden mit diesem Punkt.“


Bob Hanning (Manager Füchse Berlin)

„Nach dem Spiel gegen Melsungen hatte ich große Bedenken, weil auch die Vorbereitung und die Saisonleistung bisher sehr schwankend war. Ich war interessiert, was heute passiert, da ich und Dagur auf Kontinuität gesetzt haben. Diese Entscheidungen waren richtig. Mark Bult war extrem wichtig, vor allem bei den Siebenmetern hat er Nervenstärke bewiesen, sowie Iker Romero und Evgeni Pevnov. Und wir hatten die Leidenschaft wieder gefunden. Die Situation war nicht einfach und dafür muss man der Mannschaft auch ein Kompliment machen, wie sie das umgesetzt hat.“

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