10.08.2011 , 09:00:00 Uhr - Information - Füchse Berlin

Bob Hanning (Präsidiumsmitglied der TOYOTA HBL) im Interview

„Beide Seiten haben viel Verständnis füreinander”
Am vergangenen Dienstag trafen sich in Frankfurt Vertreter der TOYOTA HBL mit dem neuen Bundestrainer Martin Heuberger. Mit dabei auch Bob Hanning, der dem Präsidium als Vize-Präsident 1. Liga angehört und dem das Thema Nachwuchs sehr am Herzen liegt. Im Anschluss an dieses Gespräch stand der Manager der Füchse Berlin für ein ausführliches Interview zur Verfügung.

Sie trafen sich mit Bundestrainer Martin Heuberger in Frankfurt zu einem ersten Sondierungsgespräch. Wie war´s?
 

Hanning: Sehr gut. Und zwar vor allem deshalb, weil das Treffen und die geführte Diskussion lösungs- und nicht problemorientiert war. Wir haben beschlossen, einen Strich unter die Vergangenheit zu ziehen und gemeinsam konstruktiv nach vorn zu blicken. So, wie ich es liebe. Wir haben auch Kompromisse gefunden, die beiden Seiten helfen, aber auch beiden Seiten ein wenig wehtun werden. Aber so sehen gute und funktionierende Kompromisse nun einmal aus. Es zeigt vor allem, dass beide Seiten viel Verständnis füreinander haben.

 
Klingt so, als ob Sie ein gutes Gefühl haben, was die künftige Zusammenarbeit mit Martin Heuberger angeht.

Hanning: Martin präsentierte sich in Frankfurt extrem professionell vorbereitet. Ich habe ein unglaublich gutes Gefühl hinsichtlich der Zusammenarbeit. Das ist noch weit besser als das gute Gefühl, dass ich schon hatte, als wir vor Wochen in der Task Force über die Personalie Heuberger diskutierten.

 
Besser als bei Heiner Brand?

Hanning: Die Frage stellt sich so ja nicht mehr. Heiner wird – und daran besteht nicht der geringste Zweifel – in seiner neuen Rolle als Sportmanager des DHB mit Schwerpunkt Nachwuchs dem Handball extrem weiterhelfen.

 
War Heiner Brand auch in Frankfurt mit dabei?

Hanning: Nein, war er nicht. Aber er war natürlich Gegenstand des Gespräches, in dem es auch um künftige Aufgabenverteilungen ging.


Wie stellt sich die Situation im deutschen Nachwuchs aus Ihrer Sicht gegenwärtig dar?

Hanning: Eigentlich sehr viel versprechend. Die Ernte der in den Leistungszentren der Liga geleisteten Arbeit beginnt ja erst jetzt. Das war beim Fußball ähnlich. Auch da hat es naturgemäß Jahre gedauert, bis die Ausbildung des Nachwuchses erste Früchte trug.
 

Aber die Junioren des DHB sind schon seit vielen Jahren äußerst erfolgreich.

Hanning: Die Erfolge des Nachwuchses sind sehr schön und Beleg einer herausragenden Arbeit, aber in der Anschlussförderung nicht so wichtig. Viel wichtiger ist es, in dem Zeitraum, in dem die Spieler bei den Junioren spielen, und auch danach Persönlichkeiten zu entwickeln. Und genau das passiert gerade. Insofern sind die Erfolge des DHB auch die Erfolge unserer Leistungszentren, ohne dass diese Aussage die überaus erfolgreiche Arbeit Martin Heubergers schmälern soll.
 
Die Ausbildung von Spielern kann dabei immer nur so gut sein wie die Trainer, die sie ausbilden.

Hanning: Auch da haben wir Ansätze gefunden. Wir wollen künftig unsere Trainer anders und besser ausbilden, weil wir ganz einfach mehr Qualität in die tägliche Trainingsarbeit mit den jungen Leuten bekommen möchten.
 

Genau diesen Weg geht die Liga schon seit Jahren, beispielsweise mit dem Jugend-Trainer-Symposium, was eine Idee der TOYOTA HBL war.

Hanning: Alles, was wir im Jugendbereich gemacht haben, haben wir immer auch im engen Schulterschluss mit dem Verband getan. Wir müssen unbedingt von dem Denken wegkommen, dass der DHB auf einer ganz anderen Seite agiert als die HBL. Hier kommen wir nur gemeinsam weiter.


Wie also kann die HBL dem neuen Bundestrainer helfen?

Hanning: Ich beginne einmal mit der Terminplanung. Hier hat sich Martin Heuberger noch einmal ausdrücklich dafür bedankt, dass die Liga mit der Verlegung des letzten Spieltages vor der wegweisenden Europameisterschaft ihm zusätzliche Freiräume zur Vorbereitung geschaffen hat. Und wir sind noch weiter gegangen und haben unsere Planungen bis Olympia festgezurrt.

 
Vorausgesetzt, die Mannschaft qualifiziert sich.

Hanning: Auch da gibt es eine klare Meinung der Liga. Ja, sicher, die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist absolut wünschenswert, und die Liga wird alles ihr Mögliche dafür tun, damit das gelingt. Aber wenn Olympia abgehakt werden muss, dann wird hier niemand unruhig.

 
Aber wie kann die Liga angesichts ihres engen Spielplans dem Bundestrainer Zeit für ausgedehntere Lehrgänge mit dem DHB-Team schaffen?

Hanning: Eine sehr einfache Lösung ist, dass wir beispielsweise die Leistungsdiagnostik in die Zentren der Erstligisten verlagern. Das bringt für die Auswahlspieler und den Trainer viel Zeitgewinn, der dann in zusätzliche Lehrgangstage umgesetzt werden kann. Bislang waren die Spieler allein dafür sechs Tage im Jahr unterwegs, jetzt sind es noch zehn Stunden, da lange An- und Abreisen wegfallen. Andererseits ist das auch eine vertrauensbildende Maßnahme, da der Spieler seinen Fitnesstest nun nicht mehr unter der Kontrolle des DHB macht.

 
Wie zu hören war, wird auch über eine Wiederbelebung der B-Mannschaft nachgedacht.


Hanning: Weil es ja auch Sinn macht. Wenn die Nachwuchsspieler die Junioren verlassen, sind sie in aller Regel noch nicht so weit, um in der Bundesliga oder in der Nationalmannschaft weiterspielen zu können. Deshalb wäre die B-Mannschaft des DHB ideal, um den jungen Handballern trotzdem die Möglichkeit zu geben, internationale Erfahrung zu sammeln. Der Supercup im November oder das All Star Game im Februar sind erste Gelegenheiten, bei denen ein B-Team zum Einsatz kommen könnte.


Klingt danach, als ob tatsächlich einige Dinge in Bewegung geraten sind.

Hanning: Auf jeden Fall. Die Task Force, die übrigens in bekannter Zusammensetzung weiterarbeiten wird (Reiner Witte/HBL-Präsident, Volker Zerbe/TBV Lemgo, Bob Hanning/Füchse Berlin, Ulrich Strombach/DHB-Präsident, Horst Bredemeier/DHB-Vizepräsident Leistungssport, Heiner Brand/DHB-Sportmanager und Martin Heuberger/Bundestrainer), steht voll hinter den Ergebnissen des Gespräches vom Dienstag. Und nicht nur die. Alle zusammen werden wir diesen neuen Weg mitgehen, wohl wissend, dass wir in einer Phase des Umbruchs sind. Wir wollen inhaltlich eng miteinander arbeiten, schauen nicht nach Problemen, sondern nach Lösungen und wissen bei allem, dass wir uns gegenseitig brauchen.

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