17.10.2010 , 19:37:00 Uhr - Spielbericht - FB/RM - handball-world.com

Füchse-Serie reißt in Hamburg - weiter in der Spitzengruppe

Die Siegeserie der Füchse Berlin ist gerissen. Nach sieben Siegen in den ersten sieben Spielen musste das Team von Dagur Sigurdsson beim HSV Hamburg die erste Niederlage hinnehmen. Mit 27:31 (13:16) unterlagen sie dem letztjährigen Tabellenzweiten, zeigten aber auch in diesem Spiel eine starke Leistung und forderten dem CL-Teilnemer alles ab. Hielt Torhüter Silvio Heinevetter die Füchse im Spiel, so war es Sven-Sören Christophersen mit sieben Treffer, der für die Tore sorgte. Auch Ivan Nincevic, beim Aufwärmen noch umgeknickt, biss auf die Zähne und erzielte 7/5 Tore.

Die Füchse konnten in der Startphase zunächst nicht ihre in den ersten Saisonspielen gefürchtete Abwehr aufbieten, die Hanseaten präsentierten sich beweglicher und schienen zudem im Rückraum die größeren Möglichkeiten zu haben. Nincevic vergab nach Lindbergs 3:1-Konter einen Strafwurf zum möglichen 2:4 (7.), sein Heber traf nur die Latte und landete von dort aus in Bitters Armen. Durchbrüche waren dann aber das falsche Konzept für die HSV-Offensivkräfte, die immer wieder hängen blieben oder an Silvio Heinevetter im Füchse-Kasten scheiterte, der bereits einige unplatzierte und überhastete Würfe weggefangen hatte. So hätten die Gastgeber nach zehn Minuten leicht höher als 5:2 führen können. Die Füchse rochen ihre Chance, fanden aber im Angriff noch nicht die richtigen Mittel. So blieben beide Team zu Beginn des Spitzenspiels unter ihren Möglichkeiten.

Dagur Sigurdsson missfiel offenbar vor allem die Leistung seiner Halbspieler, Mark Bult und der stark aufspielende Sven-Sören Christoffersen waren nach 13 Minuten die neuen Protagonisten, Petersson und Spoljaric bekamen eine Pause. Zwischen Abwehr und Angriff vollzog sich eine Wechselarie an der Bank der Füchse, Vatne und Spoljaric kamen in der Defensive zum Einsatz. Im Angriff mahnte Bartlomiej Jaszka erst zur Ruhe und netzte dann nur Sekunden später zum 7:8-Anschlusstreffer (18.) ein. Die personelle Umstellung hatte Berlin ins Spiel befördert, im Angriff leistete sich der Spitzenreiter aber weiterhin Fehler. So lebte der fortbestehende HSV-Vorsprung vor allem von Ballgewinnen, denn fehlerfrei spielten auch die Gastgeber bei weitem nicht. Immer wieder ging ein Raunen durchs Publikum, beim Stand von 10:9 (22.) nahm Schwalb seine Auszeit.

Lackovic erhöhte kurz darauf auf 12:9, aber Christophersen traf für die Füchse unter den Augen von Bundestrainer Heiner Brand weiter nach Belieben und so war knapp vier Minuten vor der Pause beim 11:12 wieder der Anschluss geschafft. Die Hamburger konnten sich nur beim eingewechselten Per Sandström bedanken, dass Laen in diesem Moment nicht ausglich. Auch ein weiterer Wurf wurde zur Beute der ausgezeichneten Beinarbeit des Schweden, der damit die Vorlage zu Domagoj Duvnjaks erstem Treffer, dem 14:11, lieferte (27.). Nun war es an Dagur Sigurdsson, mit einer Auszeit eine noch höhere Führung der Gastgeber zu verhindern. Die 16:13-Pausenführung des HSV und den folgenden Ausraster Silvio Heinevetters, von Duvnjak und seinen Vorderleuten mit der Sirene zum Fliegenfänger degradiert, konnte der Isländer mithin nicht abwenden.

Eine Spur von Entspannung war vor Beginn der zweiten Hälfte auf den Gesichtern der Trainer freilich noch nicht erkennbar. Derweil behielten die Siebenmeterwerfer beider Teams, Nincevic und Lindberg, in der stimmungsvollen ausverkauften Arena kühlen Kopf, die den HSV unerbittlich nach vorn peitschte. Lijewski und Christophersen prägten weiterhin das Spiel und trafen nacheinander zum 18:16-Zwischenstand (35.). Zunehmend deckten die Füchse aggressiver, ließen dabei aber Marcin Lijewski aus den Augen, der das Offensivspiel an sich riss. Nach einem Streit um den Ball mit Jansen nahm Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson dann Silvio Heinevetter, der sich aufgerieben hatte und das Publikum gegen sich aufbrachte, vom Feld und gab Stochl Einsatzzeit.

All das half den Füchsen nicht; nach einem geblockten Wurf tobte die HSV-Bank vor Freude und Lijewski beförderte das Spielgerät zum dritten HSV-Treffer in Folge, dem 23:18 (44.), in die Maschen hinter Stochl, der keinen Akzent setzen konnte und alsbald wieder von Heinevetter abgelöst wurde. Doch der HSV hatte sich längst in einen Rausch gespielt und wollte den Sieg nicht mehr aus der Hand geben. Mit einer artistischen Einlage nutzte Pascal Hens einen der nun zahlreichen Offensivfehler der Gäste zum 26:20 (49.) und Lindberg erhöhte im Gegenstoß weiter.

Der Besprechungswunsch von Dagur Sigurdsson war längst überfällig, seine Aufbauspieler hatten völlig den Faden verloren, die Abwärtsspirale galt es aufzuhalten. Endlich rauften sich die Füchse in der Abwehr zusammen und konterten zum 24:27 (54.). Um eine für seine Mannschaft fatale Schlussoffensive der Füchse zu verhindern, nahm nun Martin Schwalb früh seine Auszeit. Doch seine Spieler hatten offenbar im Gefühl des sicheren Sieges, von Beginn an gab es nur die Führung, die Konzentration eingebüßt. Mehrfach landete das Spielgerät auch nach der Entspannungsminute neben dem Kasten. Eine wichtige Parade Sandströms und zwei routinierte Treffer von Lackovic und Lindberg zum 29:24 (57.) in schneller Folge ließen die großartige Moral der Füchse aber langsam sterben, zumal die Waffe Christophersen nicht mehr funktionierte. So behielt Hamburg letztlich mit 31:27 die Oberhand.

Stimmen zum Spiel:

Dagur Sigurdsson, Trainer Füchse Berlin:
Gratulation an Hamburg, man kann schon sagen, dass wir gut gespielt haben, aber Hamburg war  besser. Ich glaube, wir haben alles versucht und haben auch alles gegeben. Man kann eigentlich gar nicht meckern. Wir hatten zwischendurch die Chance Hamburg unter Druck zu setzen, haben das aber nicht geschafft und müssen mit der Niederlage leben.

Martin Schwalb, Trainer HSV Hamburg:
Danke für die Glückwünsche. Wir haben uns vorgenommen, aggressiv in der Abwehr das Spiel hier gemeinsam zu dominieren. Das ist immer schwer, wenn man auf eine selbstbewusste Mannschaft trifft. Ich glaube, dass meine Mannschaft das sehr gut gemacht hat. Wir haben das Spiel in der Abwehr gewonnen. Wir freuen uns, dass wir die zwei Punkte hier behalten haben.

Bob Hanning, Geschäftsführer Füchse Berlin:
Ich habe einen sehr, sehr guten HSV gesehen. Wir haben versucht dagegenzuhalten und ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir hatten zwei Situationen, wo wir herankommen konnten, etwa als Torsten Laen den Ball an Sandström vergibt, der heute auch den Unterschied gemacht hat.

Christian Fitzek, Sportlicher Leiter HSV Hamburg:
Ich denke, es war ein sehr gutes Handballspiel, es war alles dabei, was ein Spitzenspiel ausmacht. Die Leute, die heute da waren, kommen bestimmt wieder. Wir haben gesehen, warum wir so weit oben stehen. Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, auch weil die Zuschauer die Emotionen ins Spiel hineingetragen haben. Nun können alle zufrieden nach Hause gehen. Wir können versprechen, solche Spiele weiterhin hier anzubieten.

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