19.09.2010 , 19:57:00 Uhr - Spielbericht - RM - handball-world.com

Sensation gelungen! Füchse besiegen den THW Kiel

Am Ende stand 26:23 auf der Anzeigetafel, den Füchsen Berlin war die eigentlich unmögliche Sensation gelungen. Der amtierende Deutsche Meister und Champions League-Sieger wurde vor 9.000 Zuschauern besiegt. Nachdem im ersten Durchgang die Führung mehrfach wechselte, zogen die Füchse noch zur Pause auf 14:11 davon. Obwohl der THW im zweiten Durchgang nochmals herankam und sogar in Führung ging, das Team von Dagur Sigurdsson behielt die Nerven. Damit sind die Füchse Berlin das einzige ungeschlagene Team in der TOYOTA Handball-Bundesliga.

Obwohl beide Kontrahenten verlustpunktfrei in das einzige Sonntagsspiel der Bundesliga gingen, schienen die Vorzeichen klar. Die Berliner gingen gegen den amtierenden Deutschen Meister und Champions League-Sieger als Außenseiter in die Partie, zumal das Team von Dagur Sigurdsson bislang im Angriff noch nicht vollends überzeugen konnte. Dennoch begannen die Berliner selbstbewusst und besannen sich auf ihre Stärken in der Deckung. Gleich den ersten Angriff konnte Silvio Heinevetter parieren, im Gegenzug brachte Alexander Petersson die Füchse in Führung. Diese hielt aber nicht lange vor, beide Teams gingen ein hohes Tempo, lieferten sich ein abwechslungsreiches Duell - bei dem dennoch auf beiden Seiten die Abwehr dominierte.

Mehrfach wechselte in der Folge die Führung, beide Mannschaften agierten auf Augenhöhe, so dass kein Team dem anderen sein Spiel aufzwingen konnten. Während beide Abwehrreihen ein beinahe makelloses Spiel zeigten, hatten die Füchse ihren Vorteil auf der Torhüterposition. Allein dreizehn Paraden verbuchte Silvio Heinevetter im ersten Durchgang, darunter auch einen Strafwurf von Momir Illic. Auf der anderen Seite konnte sich dagegen Thierry Omeyer zunächst nur selten auszeichnen. Zwar scheiterte auch Ivan Nincevic am Strafwurf, sein Heber ging allerdings an die Latte und den Nachwurf verwandelte er zum 8:5. Nicht nur in dieser Aktion wirkten die Füchse wacher und energischer als der favorisierte Gast aus Kiel.

Die Führung gaben die Berliner bis zum 14:11 zur Halbzeit zwar nicht mehr aus der Hand. Dennoch lauerte der THW und brachte die Gastgeber mit seiner Abwehr in massive Bedrängnis. Über acht Minuten gelang den Berlinern kein Treffer, ohne dass der THW daraus allerdings Kapital schlagen konnte. Dabei agierten die Abwehrspezialisten zwar auf beiden Seiten sehr engagiert, aber dennoch jederzeit fair. Die beiden Unparteiischen mussten im ersten Durchgang keine Zeitstrafe aussprechen, die 9.000 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle bekamen von beiden Teams eine Vorführung in erstklassiger Abwehrarbeit.

Nach der Pause kamen dann die Kieler deutlich besser ins Spiel und konnten mit zwei Feldtoren und einem Strafwurf von Filip Jicha zum 14:14 ausgleichen. Der tschechische Rückraumschütze, am Ende mit 13/2 Treffern bester Werfer seines Teams, konnte als einziger THW-Akteur die Berliner Abwehrmauer überwinden. Der Berliner Defensive mit Torhüter Silvio Heinevetter gelang allerdings weiterhin eine Kieler Führung zu verhindern. Immer wieder legten die Berliner vor, der THW konnte höchstens ausgleichen.

Mit seinem Treffer zum 19:18 in der 46. Minute brachte Aron Palmarsson die Schwarz-Weißen erstmals seit der neunten Minute wieder in Führung. Dsa Team von Dagur Sigurdsson ließ sich allerdings auch durch den zwischenzeitlichen Rückstand nicht verunsichern. In den ersten Spielen war noch die fehlende Durschschlagskraft des Füchse-Angriffes von den Verantwortlichen bemängelt worden, so zeichneten sich heute vor allem Bartlomiej Jaszka, Alexander Petersson und Sven-Sören Christophersen im Rückraum, aber auch Torsten Laen am Kreis und die beiden Außen Ivan Nincevic und Johannes Sellin, aus.

In der 51. Minute lagen wieder die Gastgeber in Führung, nach dem 22:20 - durch den zweiten erfolgreichen Strafwurf von Ivan Nincevic in Folge - reagierte Kiels Trainer Alfred Gislasson mit einer Auszeit. Noch einmal ordnete er den Angriff neu, doch auch die zusätzliche Alternative mit dem Überraschungs-Neuzugang Jerome Fernandez konnte noch nicht trumpfen. Der Franzose konnte bislang erst zwei Trainingseinheiten beim THW bestreiten und war in seinem ersten Einsatz für die Kieler noch keine vollwertige Alternative. "Er wird uns mehr Breite geben", sagte Gislason und Manager Derad bezeichnete ihn als kompletten Handballer, dessen Verpflichtung alternativlos gewesen sei. Das Spiel in Berlin kam für den französischen Nationalspieler allerdings noch etwas zu früh.

Die Berliner behielten die Nerven und auch nach dem Treffer von Momir Illic zum 21:22 erhöhte postwendend Alexander Petersson wieder für die Füchse. Im Gegenstoß vergab Nincevic die Vorentscheidung zunächst. Der entscheidende Treffer war aber nur aufgeschoben, denn auch die Kieler konnten ihre nächste Chance nicht nutzen. Johannes Sellin war es vorbehalten dieses Tor zu setzen, der junge Berliner Rechtsaußen traf zu Beginn der 60. Minute nervenstark zum 25:23 und besiegelte damit die Kieler Niederlage. Für den Endstand sorgte Sven-Sören Christophersen mit seinem vierten Treffer zum 26:23.

Stimmen zum Spiel:

Alfred Gislason, Trainer THW Kiel:
Glückwunsch, Berlin hat heute verdient gewonnen, sie hatten eine starke Abwehr und einen starken Heinevetter. Wir haben uns heute zu viele Fehler geleistet und ärgern uns über unsere eigene Leistung. Berlin hat durch die Neuzugänge einen großen Sprung gemacht. Jicha hat zwar 13 Tore gemacht, er hat aber auch zu viel verworfen, alle haben zu viel verworfen.

Dagur Sigurdsson, Trainer Füchse Berlin:
Es war eine Steigerung zum letzten Mittwoch. Wenn man gegen den THW eine Chance haben will, dann muss alles passen und man darf nicht den Kopf hängen lasssen. Wir haben Charakter gezeigt, die Abwehr und Silvio Heinevetter im Tor waren sehr gut. Torsten Laen und Denis Spoljaric haben über 60 Minuten klasse in der Abwehr agiert. Wir haben mit der ganzen Mannschaft handballerische Qualität gezeigt.

Bob Hanning, Geschäftsführer Füchse Berlin:
Vielen Dank an die Mannschaft, sie hat es verstanden Werbung für unsere Sache zu machen. Dass Johannes Sellin den entscheidenden Treffer macht, das macht mich stolz. Es war nicht nur ein Spitzenspiel, wir haben auch mitgespielt und am Ende gewonnen.

Uli Derad, Geschäftsführer THW Kiel:
Es ist eine bittere Erkenntnis, dass kein Spiel ein Selbstgänger ist. Meine Gratulation an die Füchse.

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