07.01.2009 , 15:00:00 Uhr - Information - RM

Bob Hanning im Interview – Teil 1: „Dagur Sigurdsson ist der Trainer für das Bedürfnis der Füchse“

In ihr zweites Erstligajahr sind die Füchse Berlin überaus erfolgreich gestartet, die Winterpause verbringen sie auf dem achten Tabellenplatz. Ursprünglich das obere Spektrum des Saisonziels „Platz 8 bis 12“ sind sie damit sogar punktgleich mit dem siebten Rang und nur ein Punkt hinter dem Tabellen-Sechsten. Die Winterpause bietet eine willkommene Gelegenheit für eine Zwischenbilanz. Im ersten Teil äußert sich Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning zu sportlichen Veränderungen und zur Weichenstellung für die kommende Saison. Im zweiten Teil des Interviews in der kommenden Woche wird es um die (nahezu) ausverkauften Spiele in der O2-World und die Akzeptanz der Handballer in der Hauptstadt gehen.

==>> Link zum ersten Teil des Interviews <<==

21:15 Punkte, Tabellenplatz 8 und direkter Verfolger der Bundesliga-Spitzenmannschaften. Da dürfte es nicht all zu schwer fallen eine Bilanz zu ziehen?

Bob Hanning:
Das Ergebnis ist fantastisch, damit konnten wir nun wirklich nicht rechnen. Wir haben als Saisonziel 30 Punkte ausgegeben, nach dem ersten Spiel der Rückrunde haben wir bereits mehr als zwei Drittel erreicht. In der Endabrechnung wollen wir zwischen Platz 8 und 12 stehen, da sind wir auf dem allerbesten Weg. Wofür das dann reichen wird, das müssen wir weiter abwarten. Aber die Chancen auf einen Europapokalplatz sind immer noch da.

In der Winterpause wollen Sie die Mannschaft für die Saison 2009/10 zusammen stellen. Mit Silvio Heinevetter und Runar Karason sind die ersten beiden Namen bereits bekannt. Mit welcher Strategie planen Sie den Kader?

Bob Hanning:
Mit der Verpflichtung von Silvio Heinevetter haben wir uns bereits weit hinausgewagt, das war nur mit Unterstützung eines privaten Sponsors möglich. Wir wollen Silvio aber als Gesicht der Mannschaft aufbauen, in der Nationalmannschaft hat er eine große Karriere vor sich. Das wird aber definitiv eine Ausnahme bleiben, wir können und wollen nicht die Preise mitgehen, die teilweise gefordert werden. Ein Beispiel für unsere Strategie ist Runar Karason. Im rechten Rückraum hatten wir dringenden Handlungsbedarf, hier sind wir derzeit mit Mark Bult nur einfach besetzt. Mit Mark Bult befinden wir uns in guten Verhandlungen und es wird bald eine Entscheidung fallen. Runar Karason wird aber auf jeden Fall die Nummer Zwei auf seiner Position sein, er soll als junges Talent behutsam aufgebaut werden. Daneben suchen wir noch einen abwehrstarken Kreisläufer, hier müssen wir den Markt sorgsam beobachten.

Gleichzeitig haben Sie aber bereits Ende letzten Jahres die Trennung von Christian Caillat, Jonathan Riviera und möglicherweise Hany El Fakharany bekannt gegeben.


Bob Hanning:
Der Erfolg hat leider auch seinen Preis. Wir sind absolut vertragstreu, aber wenn Verträge auslaufen, dann müssen wir handeln. Wir können unsere Zukunft nicht auf Christian Caillat, Jonathan Riviera und Hany El Fakharany aufbauen. Christian Caillat war Gold wert, nach seinem Wechsel vor einem Jahr war er sofort zur Stelle und hat uns geholfen frühzeitig den Klassenerhalt zu sichern. Hany El Fakharany konnte in Deutschland auf sich aufmerksam machen sowie als Spieler weiter reifen und Jonathan Riviera hat auf der Mittelposition für wichtige Entlastung gesorgt, gerade beim Ausfall von Kjetil Strand. Deshalb war es nur ein Gebot der Fairness diesen Spielern früh zu sagen, dass wir nach dem Vertragsende ohne sie planen. Das waren wir ihnen schuldig.

Überraschender war allerdings Anfang Dezember die Bekanntgabe, dass die Füchse und Trainer Jörn-Uwe Lommel getrennte Wege gehen werden.


Bob Hanning:
Der Trainerwechsel ist für viele überraschend und wir sind Jörn auch außerordentlich dankbar für die Arbeit, die er hier geleistet hat. Wenn wir die Entwicklung der letzten dreieinhalb Jahre anschauen, wir hätten keinen besseren Trainer finden können. Ich glaube aber auch, dass es für das Projekt gut ist, ihm neue Impulse zu geben. Dagur Sigurdsson ist solch ein Impuls, der uns weiter voranbringen kann.

Warum gerade Dagur Sigurdsson?


Bob Hanning:
Es gab völlig unterschiedliche Möglichkeiten. Wir hätten es uns einfach machen und einen großen Namen verpflichten können. Wenn es dann nicht geklappt hätte, dann hätten wir die Schuld wegschieben können. Mit der Verpflichtung von Dagur Sigurdsson sind wir unserer Verantwortung für das Projekt bewusst geworden und haben das nach außen und nach innen demonstriert. Er ist der Trainer, von dem wir fachlich überzeugt sind und der menschlich zu uns passt, das ist wichtiger als große Namen, das ist der Grundstein für den Erfolg. Dagur Sigurdsson ist der Trainer für das Bedürfnis der Füchse.

Welche Gründe haben dann zur Entscheidung für Sigurdsson geführt?


Bob Hanning:
Das sind zu viele Gründe für dieses Interview, deshalb will ich nur ein paar davon exemplarisch aufzählen. Es ist aber nicht nur so, dass wir uns für ihn entschieden haben, Dagur hat sich auch für uns entschieden. So wird er seinen kompletten Lebensmittelpunkt nach Berlin verlegen, seine ganze Familie wird im Sommer mit ihm von Reykjavik nach Berlin ziehen. Dabei kommt er aus einem komplett sicheren Job, ist dort Manager eines Spitzenclubs. Aber es war sein absoluter Wille die Füchse zu trainieren, er ist richtig hungrig. Bei der Analyse der aktuellen Mannschaft hat er uns komplett überzeugt, wir liegen sportlich auf einer Wellenlänge. Das gilt auch für die Einbindung von jungen Talenten, mit Runar Karason wird ihn ja auch ein Landsmann begleiten. Es geht aber auch anders herum, so werden mit Colja Löffler, Gabor Langhans und Johannes Sellin im Januar drei unserer Nachwuchstalente nach Reykjavik fliegen. Dagur wird mit den Jungs arbeiten und will sie kennen lernen um zu schauen, wie er sie in der kommenden Saison in das Team integrieren kann.

Das bedeutet, dass Dagur Sigurdsson auch in die weitere Mannschaftsgestaltung einbezogen ist?


Bob Hanning:
Selbstverständlich. Die gesamte Kaderplanung für die nächste Saison wird eng mit ihm abgestimmt und viele Impulse gehen von ihm aus. Gemeinsam haben wir den Spielermarkt genau im Blick und werden die Mannschaft zur nächsten Saison einen weiteren Schritt nach vorn bringen.

Newssuche