07.10.2007 , 18:30:00 Uhr - Spielbericht - RM

Aus-Aus-Auswärtssieg

Auf einem Abstiegsplatz stehend waren die Füchse Berlin gestern nach Minden gereist, durch die Lübbecker Niederlage in Melsungen waren sie dann bereits auf den Relegationsplatz gerutscht. Mit dem ersten Auswärtssieg bei GWD Minden konnten sich die Füchse nun aus eigener Kraft den 15. Tabellenplatz erkämpfen und sich damit Luft ans Tabellenende verschaffen. Im Kellerduell hatten die Füchse die nötige Ruhe und Konzentration, gingen aber auch mit dem richtigen Engagement ans Werke. Am Ende stand ein 30:26 (13:12)-Auswärtssieg, bei dem Konrad Wilczynski auch mit 12/6 Treffern zu alter Stärke zurückgefunden hatte.

Nach dem Spiel des TUSEM Essen bei der HBW Balingen-Weilstetten hatte der achte Spieltag mit dem Auftritt der Füchse Berlin bei GWD Minden gleich das zweite Kellerduell zu bieten. Dabei trafen zwei Mannschaften mit ähnlicher Spielanlage aufeinander, beide Teams verfügen über eine starke Abwehr, offenbarten aber in der Saison bislang Defizite im Angriffsspiel. Unterschiedlich dagegen die Voraussetzungen nach den letzten Partien, konnten die Gastgeber doch auf überzeugende Auftritte gegen Hamburg und in Lemgo zurückblicken, wenn auch die Punkte ausblieben. Füchse-Coach Jörn-Uwe Lommel, seine Familie lebt in Minden und sein Sohn spielt bei der zweiten GWD-Mannschaft, hatte zwei schmerzliche Niederlagen in Magdeburg und gegen die Rhein-Neckar-Löwen im Gepäck.

"Mir war klar, dass die Mannschaft so nicht weiterspielen wird" war Lommel dennoch von einem stärkeren Auftreten seines Teams in Minden überzeugt. Hatten die Füchse in der bisherigen Saison meist den Start in die erste Halbzeit verpasst und liefen einem Rückstand hinterher, agierten sie in Minden von Beginn an druckvoll und erfolgreich. Die Lücke im rechten Rückraum schloss Lommel mit dem etatmäßigen Rechtsaußen Markus Richwien an dessen Stelle sein Vertreter Rene Boese agierte. Dass Richwien mit der neuen Aufgabe zurechtkam zeigten seine beiden Treffer zum 0:2, bevor Arne Niemayer für GWD den Anschlusstreffer erzielte.

Zwar hatte Berlin weiterhin mit den Rückraumwürfen einige Probleme, doch ein glänzend aufgelegter Spielmacher Kjetil Strand organisierte ausreichend Druck über die ganze Breite, so dass erstmals auch die Flügelspieler effektiv eingesetzt werden konnten. Bei den Gästen war dagegen das Spiel überwiegend auf Arne Niemayer ausgerechnet, der vor den Augen von Martin Heuberger in der ersten Halbzeit mit sieben seiner elf Treffer überzeugte. Der erste Ausgleich gelang dann allerdings Einar Örn Jonsson zum 5:5, die Gastgeber profitierten dabei vom eigenen Überzahlspiel. Zwischenzeitlich gelang GWD Minden dann auch die Führung, in den letzten zehn Minuten des ersten Durchgangs eroberten die Füchse diese dann wieder zurück und Kjetil Strand dirigierte sein Team zur 13:12-Pausenführung.

"Strand ist das Zentrum des Spiels. Er spielt die intelligenten Pässe, auf ihn müssen wir aufpassen." brachte GWD-Trainer Richard Ratka das Berliner Konzept in der eigenen AUszeit auf den Punkt. In der zweiten Halbzeit ordnete er daher mehrfach Manndeckung gegen den Norweger an, der aber auch ohne selbst aktiv einzugreifen weiterhin das Spiel leitete. Hinzu kam, dass nun auch noch der Berliner Rückraum traf, zunächst durch zwei Treffer von Frank Schumann, später durch den als "Joker" eingewechselten Toni Kern.

Die Füchse bewahren die nötige Ruhe und sichern sich den Sieg

Dass Berlin in dieser Phase die eigene Überlegenheit nicht weiter nutzen konnte, lag an der kämpferischen Einstellung des Gastgebers. Auch wenn sich GWD-Trainer Richard Ratka mehr Aggressivität in der eigenen Abwehr gewünscht hätte, mit dem Engagement seiner Spieler konnte er grundsätzlich zufrieden sein. Die grün-weißen gaben sich zu keinem Zeitpunkt auf und provozierten im Angriffsspiel wiederholt Zeitstrafen bei den Gästen. Beim Stand von 17:17 scheiterte dann auch Konrad Wilczynksi, der insgesamt auf 12/6 Tore kam und sich wieder die Spitze der Torschützenliste zurückeroberte, im Tempogegenstoß an Björn Buhrmester, der auch noch den Nachwurf von Markus Richwien parierte. Das Spiel schien nun zugunsten Hausherren zu kippen, die in der Folge auch prompt die Führung übernahmen.

Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning konnte sein Team nach dem Spiel für den entscheidenden Spielabschnitt die nötige Ruhe und Konzentration attestieren, die seit der letzten Niederlage geführten Gespräche hatten aus seiner Sicht gefruchtet. Selbst beim 22:20 agierten die Berliner ruhug und gelassen und befanden sich nach einer Zeitstrafe gegen Jiri Hynek in Überzahl. Der gefoulte Kjetil Strand ließ sich auch durch ein Pfeifkonzert des starken Heimpublikums nicht aus der Ruhe bringen, stattdessen folgte eine 6:1-Serie der Gäste. Beim 23:26 war damit eine Vorentscheidung für die Gäste gefallen, die sich zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen ließen.

In den letzten Minuten sicherten sich die Füchse Berlin mit dem 26:30-Sieg die ersten Auswärtspunkte und sprangen vorerst auf einen Nichtabstiegsplatz. "Ich bin mit der Leistung, die meine Mannschaft gezeigt hat, mehr als zufrieden" war Jörn-Uwe Lommel dann auch die Erleichterung sichtbar anzumerken, seinen Gemütszustand bezeichnete er als deutlich verbessert. Für GWD Minden bedeutet die Niederlage dagegen den Verbleib auf dem letzten Tabellenplatz und Trainer Richard Ratka zog den Vergleich mit der vergangenen Saison: "Ich bin schon fast versucht zu sagen, wie jedes Jahr. Letztes Jahr haben wir Wetzlar, die mit 0 Punkten zu uns kamen, aufgebaut." Ratka ging nach der Heimniederlage davon aus, dass die Mindener vorerst im Tabellenkeller festhängen werden. Mit einem Schmunzeln stellte er aber auch fest, dass er mit Parallelen zu dem Vorjahren kein Problem hätte, solange im Ergebnis wieder der Klassenerhalt erreicht würde.


Stimmen zum Spiel:

Jörn-Uwe Lommel, Trainer Füchse Berlin:

"Nachdem wir eine deftige Niederlage verkraften mussten, ist nun mein Gemütszustand besser. Aber mir war klar, dass die Mannschaft so wie gegen die Rhein-Neckar-Löwen nicht weiterspielen würde.
Nach dem, was in der letzten Woche in Berlin geschrieben wurde, war ich froh, dass ich die nötige Ruhe hatte um die Mannschaft vorzubereiten. Wir haben uns sehr intensiv mit der Situation auseinander gesetzt. Wir haben uns natürlich auch erinnert, wie wir uns gegen Wetzlar gefühlt haben.
Ich bin mit der Leistung, die meine Mannschaft gezeigt hat mehr als zufrieden. Die Art und Weise wie wir agiert haben macht mir Mut, dass wir jetzt in der Liga angekommen sind."

Richard Ratka, Trainer GWD Minden:

"Ich bin schon fast versucht zu sagen, wie jedes Jahr. Alle Jahre wieder. Letztes Jahr hatten wir Wetzlar, die mit 0 Punkten zu uns kamen, aufgebaut.
Ich habe davor gewarnt, dass wir nach einer guten Leistung gegen bekannte Namen nun eine unbekannte Mannschaft zu leicht nehmen.
Ich werde mich ganz genauso wie in den Jahren zuvor von der Niederlage nicht entmutigen lassen, die Mannschaft ebenso."


GWD Minden - Füchse Berlin 26:30 (12:13)

GWD Minden:
Besirevic (1.-23.+54.-60. Minute, 11 Paraden), Buhrmester (24.-53., 7 P.)
Niemeyer 11/1, Schäpsmeier 4, Just 4/2, Henriksson 3, Buschmann 2, Kunisch 1, Jonsson 1, Hynek, Auerswald, Simon, Cehajic

Füchse Berlin:
Stochl (1.-15.+37.-60. Minute, 13 Paraden), Vortmann (16.-36., 6 P.)
Wilczynski 12/6, Richwien 6, Strand 5, Kern 3, Schumann 2, Boese 1, Murawski 1/1, Detlof, El Fakharany, Prokopec, Hartensuer

Strafwürfe: 2/3 - 7/7 (Niemeyer wirft am Tor vorbei)
Zeitstrafen: 10:14 Minuten (Hynek, Henriksson, Schäpsmeier, Cehajic 2x - Detlof 2x, Schumann 3x, El Fakharany 2x)
Disqualifikation: Frank Schumann (48., Füchse Berlin, nach dritter Zeitstrafe)

Zuschauer: 2.800
Schiedsrichter: Wolfgang Heinz, Günther Hock (Waiblingen)
Spielfilm: 0:1 (2.), 0:2 (4.), 1:2 (4.), 1:3 (6.), 2:3 (6.), 2:4 (7.), 2:5 (9.), 3:5 (10.), 4:5 (12.), 5:5 (13.), 5:6 (13.), 6:6 (14.), 6:7 (16.), 7:7 (17.), 8:7 (17.), 8:8 (18.), 8:9 (19.), 9:9 (20.), 10:9 (21.), 10:10 (21.), 10:11 (22.), 10:12 (24.), 11:12 (25.), 11:13 (26.), 12:13 (28.), 12:13 (HZ), 13:13 (31.), 13:14 (32.), 14:14 (33.), 14:15 (33.), 14:16 (34.), 15:16 (34.), 15:17 (35.), 16:17 (36.), 17:17 (37.), 18:17 (39.), 18:18 (39.), 19:18 (40.), 19:19 (41.), 20:19 (42.), 20:20 (43.), 21:20 (45.), 22:20 (45.), 22:21 (46.), 22:22 (49.), 22:23 (50.), 22:24 (51.), 23:24 (52.), 23:25 (53.), 23:26 (54.), 24:26 (55.), 24:27 (56.), 25:27 (58.), 25:28 (59.), 25:29 (60.), 26:29 (60.), 26:30 (EN)

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