30.07.2017 , 15:40:00 Uhr - Jugend - rom

U17-Nationalmannschaft mit Gold, U21-Nationalmannschaft spielt um Bronze - Bob Hanning im Interview zu den Jugend-Nationalmannschaften

Wie bei den Füchsen so auch beim DHB - Bob Hanning ist mit der Entwickung zufrieden, aber es ist noch mehr möglichWie bei den Füchsen so auch beim DHB - Bob Hanning ist mit der Entwickung zufrieden, aber es ist noch mehr möglich
Die U17-Nationalmannschaft mit den Füchsen Durmaz Tolga, Loris Kotte, Aaron Krai und Niklas Trumpf holte gestern beim European Youth Olympic Festival im ungarischen Györ die Goldmedaille. Gleichzeitig spielte die U21-Nationalmannschaft im algerischen Algier eine tolle Weltmeisterschaft. Die Mannschaft um Fuchs Kevin Struck verpasste leider im Halbfinale gegen Spanien den Finaleinzug und spielt nun um 16:30 Uhr gegen Frankreich um die Bronzemedaille. Gegenüber dhb.de äußerte sich Bob Hanning als DHB-Vizepräsident Leistungssport im großen Interview zu Erfolgen und Herausforderungen der Nachwuchs-Nationalmannschaften.

Die Junioren haben sich souverän für das WM-Halbfinale qualifiziert. War das auch Ihre Zielvorgabe für diese Mannschaft?

Bob Hanning: Wir haben seit 2005 nun zum sechsten Mal bei sieben Turnieren ein Halbfinale bei U21-Weltmeisterschaften erreicht, nur 2013 waren wir nicht dabei. Das spricht für die Kontinuität in dieser Altersstufe. Ich bin mit dem bisherigen Turnierverlauf zufrieden. Das Team hatte in Algerien eine dankbare Vorrundengruppe - und das Glück, gleich zu Beginn auf die am Ende starken Ungarn zu treffen. Im Achtelfinale gegen Schweden hatten unsere Junioren das Quäntchen Glück, das man braucht, um einen Titel zu gewinnen. Dafür war das Viertelfinale gegen Tunesien sehr souverän.

Welche Spieler haben Sie besonders beeindruckt?

Bob Hanning: Als Erstes fällt die Geschlossenheit auf einem hohen Niveau bei dieser Mannschaft auf. Aber Spieler wie Lukas Mertens, Marian Michalczik oder Johannes Golla, die ja im Falle von Michalczik schon zur A-Nationalmannschaft eingeladen wurden, haben tolle Leistungen abgeliefert und sich weiter für höhere Aufgaben empfohlen.

Sie haben die Kontinuität angesprochen - was sind die Gründe für diese Erfolgsgeschichte?

Bob Hanning: Der Hauptgrund ist sicherlich die Zusammenarbeit aller Beteiligten, der Vereine, der DKB Handball-Bundesliga, der Landesverbände und des Deutschen Handballbundes - das macht sich nun seit einigen Jahren mehr und mehr bezahlt. Von diesem Konzept, das ja auf der Eliteförderung basiert, profitieren alle. Viele junge Spieler haben schon ins A-Team reingeschnuppert oder wurden dort sogar schnell zu Leistungsträgern. Mit dieser Entwicklung und den Ergebnissen dieser Arbeit bin ich sehr zufrieden. Aber: Zufriedenheit ist der Feind des Besseren. Wir dürfen uns jetzt nicht auf den Erfolgen ausruhen, im Gegenteil: In vielen Bereichen müssen wir noch besser werden.

Was ist gut, was muss besser werden?

Bob Hanning: Die Trainerausbildung ist zum Beispiel im Moment hervorragend, dafür gebührt Lehrwart Michael Neuhaus ein dickes Lob. Wir haben im Deutschen Handballbund nicht nur hochtalentierte junge Spieler herausgebracht, sondern auch viele hervorragende Trainer entwickelt, die jetzt schon in der HBL tätig sind wie Bennet Wiegert, Jaron Siewert oder André Haber. Das ist der richtige Weg. Zudem sind wir natürlich stolz und froh, dass der DOSB unser Nachwuchs-Trainerkonzept zum zweiten Mal mit Mitteln aus dem Innovationsfonds fördert. Aber dennoch setzen wir - Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld, sein Nachfolger Axel Kromer und Jugend-Bundestrainer Jochen Beppler - uns nach der Jugend-WM zusammen, um zu besprechen, wie wir in vier Jahren noch besser sein können und wo der DHB dann stehen soll. Dabei geht es zum Beispiel um Punkte wie Verletzungs-Prävention und eine weitere Individualisierung des Trainings in den DHB-Stützpunkten. Wie gesagt: Momentan sind wir gut, aber es geht noch besser - es gibt keinen Grund, sich nur selbst zu feiern, auch wenn sich der DHB extrem gut entwickelt hat.

Wie sehen Sie den weiblichen Bereich?

Bob Hanning: Dort haben vor allem Wolfgang Sommerfeld und Michael Biegler eine extrem gute Arbeit abgeliefert. Auch im weiblichen Nachwuchs greift nun das Eliteförderprogramm. Dort geht es aber in kleineren Schritten voran als bei den Jungs - die Zusammenarbeit von Bundesligavereinen, HBF und DHB muss noch besser werden.

Wo liegen gemeinsame Schwerpunkte der Nachwuchsförderung?

Bob Hanning: Wir müssen zum Beispiel in Sachen Mitgliedergewinnung über die Landesverbände noch enger mit Schulen und Hochschulen kooperieren.

Ein Blick über den handballerischen Tellerrand, aber mit Bezug zur Nachwuchsarbeit: War es dank der Erfolge bei U21-EM und ConFed-Cup im Fußball ein Sommer der deutschen Jugend?

Bob Hanning: Ich habe mich gerade beim ConFed-Cup für diese junge deutsche Mannschaft begeistert. Fußball und Handball haben in Sachen Nachwuchsarbeit sehr ähnliche Wege eingeschlagen. Ich hätte mich angesichts der U21-Fußball-Übertragungen aber auch gefreut, wenn mal ein WM-Halbfinale oder Medaillenspiel unserer Junioren in der ARD zu sehen wäre - das wäre herausragend für die Außendarstellung gewesen. Der Sommer hat angesichts des Scheiterns der Volleyballer in der WM-Qualifikation und der Schwierigkeiten der Basketballer, die besten Spieler für die EM zu nominieren, aber auch gezeigt, wie gut der Handball fährt, indem er seine Kräfte bündelt.

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