27.01.2016 , 21:26:00 Uhr - Information - handball-world / DHB

Deutschland schafft die Sensation und steht im EM-Halbfinale

Im letzten Gruppenspiel hatte das deutsche Team die Chance, das Tor zum Halbfinale in Krakau am Freitag aufzustoßen. Für Christian Dissinger und Kapitän Steffen Weinhold waren Julius Kühn und Kai Häfner nachnominiert worden. Gegen Dänemark musste dafür ein Sieg her, da die Dänen das bessere Torverhältnis auf ihrer Seite haben. Die Bedeutung der Partie war kaum zu überbieten, beide Teams blieben nicht ohne Fehler. Zur Pause hieß es 12:13, Dänemark lag vorne. Gleichauf ging es weiter. Nach 56 Minuten hieß es 23:23-Unentschieden. Dann nutzte das DHB-Team eine Überzahl und setzte sich auf 25:23 ab. So endete nach mehreren dänischen Fehlwürfen gegen Andreas Wolff auch das Spiel, Dänemark kann nur hoffen.

Die Abwehr des DHB-Teams hatte gegen Dänemark anfangs große Probleme. Nach vier Minuten hatten Mads Mensah und Mikkel Hansen schon insgesamt dreimal genetzt. Dann schien es besser zu laufen für die Sieben von Dagur Sigurdsson. Fabian Wiede traf zum 2:3 und Hendrik Pekeler erzwang eine frühe Zeitstrafe gegen Abwehrchef und Spielmacher Henrik Møllgaard. Der PSG-Spieler ist eine der zentralen Figuren im dänischen Spiel. Das deutsche Team ließ jedoch kurz darauf den Ausgleich liegen und verlor vorne zum wiederholten Male den Ball. Die junge Mannschaft wirkte aufgeregt und fahrig. Über eine neu formierte 4:2-Abwehr versuchte Dagur Sigurdsson den Fokus zu holen. 

Erstes positives Anzeichen war, als Finn Lemke nach acht Minuten den Ball erkämpfte. Hendrik Pekeler wurde der anschließende 4:5-Anschlusstreffer aber wegen eines Stürmerfouls abgepfiffen. Stattdessen hielt Mads Christiansen die Dänen mit zwei Toren vorne. Doch auch sie blieben nicht ohne technische Fehler, die nun seinerseits das deutsche Team nutzen konnte. Fabian Wiede und Erik Schmidt sorgten für den 5:5-Ausgleich, Rune Dahmke legte im Gegenstoß die 6:5-Führung nach. Die Stimmung kochte in der Jahrhunderthalle, weil Deutschland und Dänemark vergleichbar laute Fanunterstützung mitgebracht hatten. Das DHB-Team war in dem „Duell um alles“ angekommen. 

Dänemark legte 6:7 vor, ehe Kai Häfner zu seinem ersten Kurzeinsatz bei einem Großturnier kam. Deutschland spielte in Unterzahl, keine Überraschung mehr, ohne Torhüter. Jannik Kohlbacher traf. Die Dänen machten es übrigens im Gegenzug genauso und nahmen Landin vom Feld. Die Torhüter spielten bislang kaum eine Rolle. Das sollte sich aber schlagartig ändern, als Andreas Wolff unter „Jetzt geht’s los“-Rufen der Fans gegen Møllgaard parierte und Kai Häfner beim 10:8 sein erstes EM-Tor erzielte. Achteinhalb Minuten vor der Pause führte das deutsche Team erstmals mit zwei Toren und zeigte ein starkes Stellungsspiel. Allerdings parierte Landin danach gegen Wiede und Dahmke. 

Der Kieler bugsierte die Dänen im Alleingang zurück ins Spiel, Michael Damgaard nutzte die Vorlagen zum 10:9. Dann schlich sich erneut der Fehlerteufel ins deutsche Spiel ein. Michael Damgaard zeichnete auch für den Ausgleich verantwortlich und Anders Eggert sorgte von der Markierung für den 10:11-Führungstreffer. Dagur Sigurdsson zückte die Grüne Karte zur Auszeit und brachte Julius Kühn, der gleich an Landin scheiterte. Anders Eggert konterte zum 10:12. Dänemark knipste kurz vor der Pause seine Kontermaschine an. Deutschland ließ sich aber nicht abhängen und blieb giftig. Fäth jagte das Spielgerät ansatzlos zum 12:13 in die Maschen. Der finale Freiwurf von Fäth verfehlte das Ziel. 

So stand es zwar bei Wiederbeginn nicht unentschieden, mit einem Tor Rückstand und Anwurfrecht war der Ausgleich aber weiterhin möglich. Hendrik Pekeler erkämpfte eine Zeitstrafe gegen Eggert, mit der dieser gut bedient war und den Strafwurf, den Tobias Reichmann zum 13:13 nutzte. In Unterzahl scheiterte Michael Damgaard frei an Andreas Wolff, im Gegenzug traf Tobias Reichmann zum 14:13. Der Kielcer Routinier übernahm wieder viel Verantwortung, in der Abwehr stand er konsequent Mikkel Hansen auf den Füßen. Es ging gleichauf weiter, als Eggert nach 37 Minuten bei einem Pfeifkonzert den Strafwurf zum 16:16 unterbrachte. Mikkel Hansen stellte danach auf 16:17. 

Nach 42 Minuten und einem weiteren Eggert-Strafwurf, hieß es 16:18. Einmal mehr konnte sich das deutsche Team aber herankämpfen. Jannik Kohlbacher scheiterte jedoch an Niklas Landin, der mit seiner zehnten Parade inzwischen starke Werte aufwies, aber doch Häfners Anschlusstreffer und wenig später auch den 19:19-Torerfolg (46.) hinnehmen musste. Rune Dahmke konterte im Anschluss zum 20:19 und scharte die deutschen Fans wieder hinter dem Team. Das Stellungsspiel überzeugte. Dänemark hatte dennoch oftmals gute Wurfchancen. Doch Andreas Wolff verhinderte nach einer Auszeit (50.) den Führungstreffer sowohl von Hans Lindberg als auch von Mikkel Hansen. 

Mit 21:21 ging es in die entscheidenden zehn Minuten. Landin parierte ebenfalls. Danach rissen Hans Lindberg und Mikkel Hansen den Vorsprung mit ihren Treffern auf die dänische Seite und machten ihre Fehler von vorhin wett. Dagur Sigurdsson legte die Auszeit. Bei Martin Strobels 23:23-Treffer (57.) war alles wieder offen. Ruppig ging es jetzt zu, wobei die Unparteiischen die Zeitstrafe beim Foul von Möllgaard gegen Fäth wegließen. Tobias Reichmann und Fabian Wiede sorgten eine Minute vor Schluss in Überzahl für das 25:23. Als Andreas Wolff den Wurf von Mads Mensah parierte, waren nur noch wenige Sekunden zu spielen, zu wenige für Dänemark. Deutschland bejubelt das Halbfinale. 

"Wir sind super-glücklich", freute sich Bundestrainer Dagur Sigurdsson nach dem Abpfiff. "Für Außenstehende war es vielleicht eine Überraschung, dass wir jetzt im Halbfinale stehen, für uns nicht. Diese Mannschaft ist bei der EURO von Spiel zu Spiel gewachsen und sie war bereit für diesen Sieg. Mit diesem Ergebnis bin ich so was von zufrieden!"

Torschützen: Fäth (6), Wiede (5), Reichmann (4/3), Häfner (3), Dahmke (2), Strobel (1), Schmidt (1), Kühn (1), Pieczkowski (1), Kohlbacher (1)

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