03.08.2006 , 00:00:00 Uhr - Information - HBL

Hanning: "Ich denke nie darüber nach, dass ich scheitern könnte"

Seit einem Jahr kümmert sich Handball-Enthusiast Bon Hanning als Manager um die Füchse Berlin, mit dem Ziel, Handball in der Hauptstadt zu etablieren. Dabei bewegt er sich einem Spannungsfeld mit einem gewaltigen Freizeitangebot, in dem zweitklassiger Sport nur schwer zu vermarkten ist. Deshalb soll in der Ende August beginnenden neuen Saison mit professioneller Mannschaft, mit professionellen Strukturen und mit professioneller Denkweise der Erstliga-Aufstieg gelingen. Arnulf Beckmann sprach mit ihm.


Als Sie zu Beginn der vergangenen Saison das Management der Füchse Berlin übernahmen, ging es darum, den Abstieg zu vermeiden, um in dieser Saison um den Aufstieg mitzuspielen. Bleibt es dabei?

Hanning: Natürlich bleibt es dabei. Zweitligahandball ist auf Dauer in Berlin nicht darstellbar. Zudem haben wir seitens der Medien und auch seitens der Sponsoren einen großen Vertrauensvorschuss bekommen. Den gilt es nun zurückzuzahlen. Wir wollen aufsteigen, wissen aber auch, dass das kein Selbstläufer ist. In unserer Liga spielen 17 weitere Teams, die uns gerne die Punkte abnehmen möchten. mitzuspielen.

Ist es Ihnen denn gelungen, Ihr neues Team so zu verstärken, dass es ernsthafte Ambitionen anmelden kann?

Hanning: Ich gehe davon aus, dass das Team unter wirtschaftlichen, sportlichen und menschlichen Aspekten überzeugen wird und eine gute Rolle spielen wird.

Welche prominenten Namen können Sie präsentieren?

Hanning: Wir haben mit Andrius Stelmokas einen sehr guten Mann aus Göppingen für den Kreis verpflichtet. Und mit Frank Schumann, einem erfahrenen Rückraumspieler aus Nordhorn, sollte unsere Abwehr weiter an Stabilität gewinnen. Aus Großwallstadt kam Daniel Brack und mit Petr Stochl, einem Tschechen, der aus der französischen Liga zu uns stieß, haben wir ein Riesentalent für die Torhüterposition verpflichtet. Linksaußen Konrad Wilczynski war mit Bregenz mehrfach österreichischer Meister. Zudem kommen Philipp Julius (HC Neuruppin), Gabor Langhans (VfL Tegel), Markus Richwien vom SC Magdeburg und Rückraumspieler Mindaugas Veta von Granitas Kaunas. Damit werden wir gut aufgestellt sein.

Noch gar nicht lange her, da geisterte auch immer wieder der Name Stefan Kretzschmar durch die Berliner Gazetten. Ist das noch ein Thema?

Hanning: Ein Stefan Kretzschmar ist für Berlin immer ein Thema. Am Anfang haben wir diese Diskussionen immer öffentlich geführt. Das war gut für ihn in seiner Magdeburger Situation, aber es war auch gut für uns, weil wir auf uns aufmerksam machen konnten. Wir werden in naher Zukunft sicher wieder das Gespräch mit ihm suchen, diesmal aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wir werden unsere Vorstellungen abgleichen und schauen, ob es passt.

Parallel dazu galt es, dem Berliner Zweitligisten professionellere Strukturen zu verpassen.

Hanning: Das ist gelungen. Wir haben eine gut funktionierende Geschäftsstelle, wir haben ein Umfeld geschaffen, in dem eine professionelle Denkweise herrscht, wir haben unsere Ziele wirklich verinnerlicht und ordnen denen alles unter. Die Spieler müssen nun lediglich noch trainieren und Erfolg haben. Alles andere haben wir der Mannschaft abgenommen.

Noch gar nicht lange her, da waren die Heimspiele der Füchse ein Familienausflug. Welche Akzeptanz erfahren die Handballer denn in der Berliner Bevölkerung?

Hanning: Nach wie vor scheint es so, dass Zweitliga-Handball in Berlin nicht attraktiv genug ist. Kein Wunder, bei rund 1.200 Veranstaltungen an jedem Wochenende. Dennoch denke ich, dass der Besucherschnitt 1.200 Zuschauern pro Heimspiel durchaus beachtlich ist. Ich gehe davon aus, dass in der ersten Phase der kommen Saison keine deutliche Steigerung stattfinden wird. Aber die Zuschauer werden kommen, wenn sie merken, dass das Team um den Aufstieg mitspielt.

War es dennoch der richtige Schritt, mit der Max-Schmeling-Halle eine neue Heimstätte zu beziehen?

Hanning: Wir haben mit dem Umzug für potenzielle Sponsoren ein deutliches Zeichen gesetzt. Hier können unsere Partner zwar noch keinen Erstliga-Handball genießen, aber zumindest schon einmal gut essen (lacht!).

Berlin gilt angesichts der großen Konkurrenz – es tummeln sich nicht weniger als 127 Erst- und Zweitligisten in der Stadt – als schwieriges Pflaster auch in Sachen Sponsorensuche. Was haben Sie getan?

Hanning: Die Sportart Handball verdankt ihre gewachsene Akzeptanz der letzten Jahre den Erfolgen der Nationalmannschaft, der hohen Attraktivität der Liga und den TV-Zeiten. Insofern ist der Stellenwert im Bereich der Mannschaftssportarten weit höher als der der Konkurrenz. Die Basketballer von Alba Berlin beispielsweise spielen als siebenmalige deutscher Meister vor 6.000 Besuchern. Aber das Spiel im TV sehen vielleicht noch einmal 6.000 weitere Interessierte. Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe großen Respekt vor der Arbeit, die dort geleistet wurde, aber mit einem Erstligaspiel im Handball erreicht man eine halbe Million Zuschauer. Und die Sponsoren finden das natürlich gut.

Das ist bestimmt so, beantwortet aber meine Frage nicht.

Hanning: Das war eben eine politische Antwort. Konkret ist es so, dass wir mit dem Nuon-Konzern einen Partner gefunden haben, der sich – wie wir – neu am Markt positionieren möchte. Und wir haben schon sehr früh mit der Deutschen Kreditbank einen namhaften Sponsor bekommen, in dessen Sog viele kleinere Partner zu uns fanden. Mit dem Gesamtpool können wir gut arbeiten.

Hilft es Ihnen dabei, dass Handball schon allein wegen der WM 2007 in der Hauptstadt ein Thema ist. Immerhin fand hier die Auslosung statt. Und auch das Eröffnungsspiel der WM wird im kommenden Januar hier ausgetragen.

Hanning: Die Auslosung selbst half nicht, da zu viele organisatorische Fehler passierten, die WM 2007 und das Eröffnungsspiel in Berlin sehr wohl. Alles, was mit dem Thema Handball zu tun hat, macht uns die Arbeit ein wenig leichter. Schade allerdings, dass lediglich ein WM-Spiel in Berlin stattfindet. Aber immerhin ist es das Eröffnungsspiel mit Beteiligung der deutschen Mannschaft. Solch ein Spiel steht immer im Fokus der Öffentlichkeit.

Sie selbst sind WM-Botschafter. Wie kam es dazu?

Hanning: Ich habe mich sehr gefreut über diese Nominierung. Schließlich bin ich ja gerade einmal ein Jahr in Berlin. Aber ich denke, diese Nominierung ist signifikant für den gewachsenen Stellenwert des Handballs in der Bundeshauptstadt.

Und wenn der Aufstieg nicht gelingen sollte…

Hanning: ...ich wusste, dass diese Frage kommt. Sie ist mir schon hundert Mal gestellt worden. Und ich beantworte Sie immer gleich. Ich gebe 100 Prozent Energie in alles was ich tue und ich denke nie darüber nach, dass ich scheitern könnte.

Das Gespräch führte Arnulf Beckmann

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