30.09.2005 , 00:00:00 Uhr - Information - on

Mit Energieleistung zum Sieg: 27:24 gegen Bernburg

Es war die Krönung eines unglaublichen Handballkrimis: Fünf Sekunden zeigte die Hallenuhr, als Marc Pieper den Ball hoch in den Bernburger Kreis warf und den von halblinks einspringenden Christian Schücke bediente, der den Ball direkt weiterleitete ins Bernburger Gehäuse. Der Treffer zum 27:24-Endstand ging im stehenden Jubel der 728 Fans in der Max-Schmeling-Halle fast unter, zeigte aber, mit welcher Moral und mit wieviel Einsatzfreude die Berliner an diesem Abend ein fast verloren geglaubtes Spiel in einen fulminanten Sieg umwandelten.


Denn nach einer völlig verschlafenen Anfangsphase, als der SV Anhalt Bernburg schnell mit 9:3 in Führung gehen konnte, sah es heute alles andere als nach einem Sieg für die Füchse aus. "Dieses Spiel ist genauso gestartet, wie ich es erwartet habe", sagte Füchse-Trainer Jörn-Uwe Lommel nach der nervenaufreibenden Partie. "Nach dem Magdeburg-Spiel haben die Jungs sich einfach nicht vernünftig auf den Liga-Alltag konzentrieren können." Die Folge war ein glatter Fehlstart. Aber die Berliner ließen die Köpfe nicht hängen, kämpften sich heran und lagen zur Pause nur noch mit 11:14 hinten. Dabei waren neben einem ganz starken Martin Ziemer im Tor erneut drei Holztreffer mit ausschlaggebend für den Pausenrückstand.

Nach der Pause dann nutzten die anwerfenden Füchse die Zeitstrafe gegen Bernburgs Bablewski, der kurz vor der Halbzeit auf die Bank musste. Christian Rose zog den Ball um die Abwehr, Martin Ziemer, der in den ersten 30 Minuten mehrere Glanzparaden zeigte, sah den Ball zu spät und es stand nur noch 12:14. Beim nächsten Angriff von Bernburg Glück für die Füchse, dass ein Foul an Uwe Mäuer von den Schiedsrichtern nicht geahndet wird, stattdessen verwandelte Hartensuer einen Tempogegenstoß zum Anschlusstreffer. Nach nur 2 Minuten in der zweiten Halbzeit waren die Füchse endlich im Spiel. Es folgte ein Krimi, der die Zuschauer förmlich von den Sitzen riss. Auch Bob Hanning hielt es auf nicht mehr auf seinem Sitzplatz, er verzog sich in eine versteckte Ecke der max-Schmeling-Halle.

Jens Deffke erlitt Nasenbeinbruch

In der 38. Minute hatten die Füchse dann erstmals die Chance auf den Ausgleich. Detlof setzte sich energisch durch, sodass Claus Luther ihn nur mit einem Foul stoppen konnte. Den fälligen Siebenmeter wollte Christian Rose wie bereits zweimal zuvor verwandeln, doch Martin Ziemer zeigte sich in Topform, entschärfte den Wurf. Mit großem Einsatz holte sich jedoch Jens Deffke den Abpraller. Nach kurzen Zuspielen dann urplötzlich das Anspiel von Rose auf den am Kreis unter großer Bedrängnis stehenden Deffke, der mit einem sensationellen Rückhandwurf das 16:16 markierte. Kurze Zeit später erhielt ebenjener Deffke einen herben Schlag mit dem Ellenbogen von Uwe Mäuer, der zu einem Nasenbeinbruch führte. Aber der Berliner Mittelmann hielt durch und biß auf die Zähne.

Die Spannung war in dieser Phase bis in den letzten Winkel der Max-Schmeling-Halle zu spüren. Jörn-Uwe Lommel reagierte und gönnte Detlof und Matz eine kleine Verschnaufpause, brachte dafür Schücke und Pieper. Und ausgerechnet diese beiden sorgten für die erste Füchse-Führung im Spiel. Christian Schücke zeigte sich aufmerksam in der Abwehr, stahl den Ball, paßte zum loseilenden Marc Pieper, der wiederum quer ablegen konnte auf Hartensuer. Nach 42 Minuten stand es 18:17.

Bis zum 23:23 konnte sich keine Mannschaft entscheidend absetzten. Die erneute Berliner Führung durch Hok, der mustergültig von einem stark aufspielenden Christian Rose bedient wurde, leitete die unfassbare Schlussphase ein, bei der insbesondere Carsten Ohle einmal mehr im Mittelpunkt stand. Ein Wurf aus dem Rückraum konnte er abwehren, den Abpraller fing Uwe Mäuer, doch auch dessen Wurf war Beute des Torwart-Oldies. Allerdings wurde Mäuer am Kreis gefoult und so trat Robert Lux an, um den fälligen Siebenmeter zu verwandeln. Doch wie schon in der vergangenen Saison sind das die großen Momente von Carsten Ohle. Er behielt die Nerven und parierte den Siebenmeter, im Gegenzug gelang den Füchsen die erste Zwei-Tore-Führung des Spiels.

Entscheidung 80 Sekunden vor dem Ende

Noch waren zwei Minuten zu spielen und das Spiel längst nicht entschieden. Doch ein Block von Jens Deffke, ein Paß auf Hartensuer und die Köpfe der Bernburger hingen nach unten. Spätestens beim nächsten Bernburger Versuch, den Robert Lux erneut in den Block warf und bei dem wiederum Marc Hartensuer am Schnellsten reagierte, war das Spiel gelaufen. Das 26:23 bei noch verbliebenen 80 Sekunden war die Entscheidung.

"Wir haben heute zwei verschiedene Halbzeiten gesehen", bemühte sich Gästetrainer Sven Liesegang, der nur in der ersten Halbzeit auch als Spieler auftrat, sichtlich um Fassung. "Nach starkem Beginn haben wir es nicht wie sonst geschafft, das Spiel von hinten heraus zu unseren Gunsten zu gestalten." Am Ende habe seine Mannschaft unglücklich verloren.

Dem stimmte auch Jörn-Uwe Lommel zu. "Wir haben sicherlich am Ende sehr glücklich gewonnen. Zumal, wenn man bedenkt, dass einige meiner Spieler angeschlagen in die Partie gegangen sind und trotzdem durchgehalten haben." Besonders Carsten Ohle hob er hervor. "Er war heute ein großer Rückhalt."

Der zweite Sieg im zweiten Spiel in der Max-Schmeling-Halle lässt die Füchse nun befreit an die nächsten Aufgaben herangehen. Und da warten mit dem Auswärtsspiel gegen Ahlen und dem Heimspiel gegen Stralsund (14.10. im Horst-Korber-Sportzentrum) ganz schwere Brocken. Aber man merkt zunehmend die Handschrift eines Jörn-Uwe Lommel. Die Mannschaft kann in schwierigen Situationen mit eingespielten Spielzügen reagieren und verliert nicht die Nerven. Das große Potential der Füchse blitzt immer häufiger auf. Warum nicht auch beim Aufstiegsfavoriten Ahlen?

Füchse Berlin - SV Anhalt Bernburg 27:24 (11:14)

Füchse:
Ohle, Vortmann (n.e.) - Rose 7/2, Hartensuer 6/2, Schücke 5, Hok 4, Matz 3, Deffke 2

Bernburg:
Ziemer - Krause 8, Lux 4/1, Filippov 4/1, Bablewski 4, Mäuer 4

Siebenmeter: 4/6 - 2/4
Zeitstrafen: 6 - 8 Minuten (Hok 37., Detlof 49., 59. - Mäuer 19., Luther 22., Bablewski 30., Pajung 48.
Fischer/Stahlberg (Berlin/Oranienbg.)
Zuschauer: 728


Spielfilm:
1:2 (5.), 3:4 (11.), 3:9 (16.), 6:10 (20.), 8:12 (25.), 11:14 (HZ), 12:14 (31.), 13:14 (32.), 14:15 (35.), 14:16 (36.), 16:16 (38.), 16:17 (39.), 18:17 (41.), 19:18 (43.), 19:20 (46.), 20:20 (46.), 21:21 (51.), 23:22 (53.), 23:23 (54.), 25:23 (59.), 27:24 (EN)

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